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Typisch Vogtland: So schmeckt die Region

Herzhaft-deftig – isst der Vogtländer

Geflügel mit Rotkraut und Klößen
Richtig deftig – So kocht man im Vogtland. Foto: Pixabay.com

Ausdrucksstarke Landschaften, Kurorte mit Heilquellen, Handwerkskunst und eine Fülle an gelebter Tradition. Für all diese Dinge ist das im südwestlichen Erzgebirge gelegene Vogtland bekannt. Flächenmäßig ist das Gebiet relativ umfangreich und besteht aus den drei deutschen Bundesländern Bayern, Sachsen und Thüringen. Auch der böhmische Teil von Tschechien spielt in das Gebiet hinein. Deshalb macht keine einzelne Sache die malerische Region aus, sondern eine vielfältige Mischung aus regionalen Eigenheiten. Diese Vielfalt zeigt sich nicht zuletzt auf dem Speiseplan.

Deftige Gerichte zum kleinen Preis: Auf welche Speisen man im Vogtland stolz ist

Auf viele Eigenheiten ihrer Region können Vogtländer stolz sein. Bekannt ist das Gebiet nicht nur für seine lange Tradition im Hinblick auf Handwerkszweige wie den Instrumentenbau und die Textilindustrie. Auch markante Landschaften wie sein hügeliges Terrain, seine dichten Wälder und karge, schwere Böden zeichnen das Vogtland aus. Aufgrund dieser Gegebenheiten war der Speiseplan schon früh von Kartoffeln geprägt. Ab 1650 entstanden vor diesem Hintergrund viele regionale Kartoffelgerichte, die heutzutage auch international beliebt sind – und sogar das Angebot von Kochbox-Herstellern wie HelloFresh inspiriert haben. Bis heute verkocht man im Vogtland traditionsbewusst mit Vorliebe Zutaten aus regionalem Anbau. Zu den bekanntesten Gerichten der Region zählen

  • Bambes: Kartoffelpuffer, die teils Pilze oder Lachs enthalten
  • griene Kließ: aus roh geriebenen Kartoffeln zubereitete Klöße mit viel Soße
  • Schwammespalken: süß-saure Suppe mit Pilzen und Kartoffelspalten
  • Nackete Maadle: gekochte Kartoffeln, die mit Mehl in Bratfett ausgebacken werden
  • Sauerbraten
  • Rinderrouladen
  • Zodelsuppe
  • Brotsuppe
  • Kartoffelkuchen
  • Schüttelgurken
  • einmarinierter Hering und Karpfen

Koch-Tipp

Das Auge isst mit. Standesgemäß präsentiert, schmecken typisch vogtländische Gerichte daher umso besser – zum Beispiel angerichtet mit Kräutern.

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Kulinarische Geschichte: eine Region, vier unterschiedliche Einflüsse

Dem kulinarisch vielseitigen Vogtland wird es nicht gerecht, die Region auf ein Einzelgericht zu reduzieren. Alle hier zusammentreffenden Bundesländer haben die vogtländische Küche geprägt. Zu nennen wäre beispielsweise

  • Bayern mit seinen Braten- und Knödelgerichten.
  • Sachsen mit seinen Fischgerichten, seinen Kartoffelpuffern und seinem typischen Sauerbraten.
  • Thüringen mit seinen Kloßkartoffeln und Wurst-Spezialitäten.
  • Böhmen mit seinen typischerweise reichhaltigen Soßen und Suppengerichten.

Die typischen Essgewohnheiten der Region geben Hinweise auf die in vergangenen Jahrhunderten verbreitete Lebensweise und den Lebensstandard. Im Vogtland war das Nahrungsangebot im 17. Jahrhundert vor allem auf den Ertrag südlicher Nachbarlandschaften rund um das tschechische Asch und den Nordosten Oberfrankens reduziert. Der Grenzort Schönberg hielt aus kulinarischer Sicht eine Art Vorreiterrolle inne. Was sich in der Region verbreitete, war meist zuerst hier anzutreffen.

Kartoffelnahrung: Wie Kartoffelgerichte im Vogtland eine Sonderstellung bekamen

Bis heute basiert die Mehrzahl aller traditionellen Speisen im Vogtland auf der Kartoffel. Vom Hauptgang bis hin zum Nachtisch. Ein Ausflug in die gesellschaftlichen Gegebenheiten vergangener Jahrhunderte hilft dabei, diese Sonderstellung zu verstehen. Als vorwiegend ländlich geprägte Region wurde das Vogtland vor allem von Menschen mit geringen finanziellen Mitteln bewohnt. Eine Ausnahme bildeten Orte wie Plauen. Aufgrund der florierenden Textilindustrie gelangte der Kreis zu Reichtum. Was sich Plauener Kaufleute leisten konnten, sprengte anderswo den finanziellen Rahmen. Wegen der geringen Mittel und Wege, an kostspieligere Lebensmittel zu gelangen, ersetzte die Kartoffel als preiswerter Sattmacher auf dem Land schnell Zutaten wie Mehl: zum Beispiel im Kartoffelkuchen.

Gegen Ende des 18 Jahrhunderts bezeichneten Kaufleute aus Plauen den Speiseplan der Landbewohner als “wohlfeile” Kartoffelnahrung: eine billige Spinnerei der Mittellosen. Statt der in der besser gestellten Gesellschaft verbreiteten und damals relativ kostspieligen Mehlklöße servierte man auf dem Land Kartoffelklöße als Festessen. In Form der traditionellen grünen Klöße reicht man sie noch heute zu Sonntagsessen wie Sauerbraten und Rouladen. Bratengerichte dieser Art waren in der Vergangenheit ein Luxus, den sich fast niemand leisten konnte. Die Beliebtheit von Speisen wie Schwammespalken aus dem traditionellen Speiseplan zeugt von der Bescheidenheit, die den Speiseplan der Landbewohner dominierte.

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“Neunerlei” als Festtagsessen: eine Tradition der Landbewohner

An Heiligabend wird im Vogtland bis heute oft das sogenannte “Neunerlei” serviert. Schon vor Jahrhunderten bildete es einen festen Bestandteil der Weihnachtsfeiertage. In seinem Kern bestand das Weihnachtsessen aus neun Gerichten oder zumindest deren Bestandteilen. In der ursprünglich überlieferten Zusammensetzung waren die einzelnen Elemente vor allem eins: preiswert. Zutaten wie Brot, Sauerkraut, Hirsebrei und Kartoffeln waren fast immer vertreten. Hinzu kamen Wurst oder Hering sowie Semmelmilch, Stollen, Preiselbeeren und Salz. Wie die Neigung zu Kartoffelgerichten ist auch das Neunerlei eine Tradition, die auf der Basis des einst bescheidenen Lebensstandards im Vogtland entstanden ist. Sowohl die einzelnen Gänge als auch Zutaten des Festtags-Menüs hatten eine bestimmte Bedeutung. Beispielsweise standen

  • Bratwürste für Krafterhalt.
  • Sauerkraut-Beilagen für die Hoffnung, kein saures Leben zu haben.
  • Linsen für kleines Geld
  • Klöße, Hering und Karpfen für großes Geld.
  • Schweinebraten, Gans und Kuhhase für Glück.
  • Kompott für Freude am Leben.
  • Semmelmilch für Gesundheit.
  • Nüsse und Mandeln für einen angenehmen Lebensalltag im kommenden Jahr.
  • Pilze und rote Rüben für Wachstum

Mit Wissen wie diesem schmecken die typischen Gerichte des Vogtlands vielleicht noch besser.

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