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80. Todestag von Erich Ohser: Freitod vor Todesurteil

Denunziert und verraten

Auf den Tag genau vor achtzig Jahren starb der Zeichner und Illustrator Erich Ohser aus Plauen. Der Freund von Erich Knauf und Erich Kästner verzauberte Generationen und erlangte große Bekanntheit durch seine weltbekannten Bildgeschichten „Vater und Sohn“. Bis heute sind diese weltweit gefragt. Im Erich-Ohser-Haus in Plauen wird der Todestag im Stillen begangen.

Erich Ohser, der vielleicht bekannteste Sohn der Stadt Plauen, hinterließ ein Erbe, das Generationen von Lesern berührt und amüsiert hat. Am bekanntesten ist er für seine charmante und humorvolle Comic-Serie “Vater und Sohn”, die bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat.

Der Ausnahmekünstler wurde am 18. März 1903 in Untergettengrün, heute ein Teil von Plauen, geboren. Er machte sich zunächst als Karikaturist und Illustrator einen Namen, wobei seine Arbeiten in verschiedenen Zeitungen und Magazinen veröffentlicht wurden. Seine berühmteste Schöpfung, “Vater und Sohn”, erschien erstmals 1934 in der Berliner Illustrirten Zeitung. Die Serie, die humorvolle und oft herzerwärmende Geschichten eines namenlosen Vaters und seines Sohnes erzählt, wurde schnell beliebt und ist bis heute ein Klassiker der Comic-Literatur.

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Zerrissenheit zwischen Regime und Opposition

Trotz seines beruflichen Erfolgs lebte Ohser in einer Zeit, in der Deutschland tiefgreifenden politischen und sozialen Veränderungen unterworfen war. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten stellte eine besondere Herausforderung dar, da Ohsers politische Überzeugungen und seine frühere Arbeit für oppositionelle Zeitungen ihn in Konflikt mit dem neuen Regime brachten. Trotzdem gelang es ihm, weiterhin zu arbeiten, indem er unter dem Pseudonym e.o.plauen veröffentlichte, um der Verfolgung zu entgehen. Sein Pseudonym konnte ihn jedoch nicht vor den tragischen Umständen bewahren, die seinem Leben ein vorzeitiges Ende setzen würden.

Denunziert und von Gestapo verhaftet

Im Jahr 1944 wurde Ohser wegen angeblicher kritischer Äußerungen über das Nazi-Regime verhaftet. In Anbetracht der drohenden Todesstrafe nahm sich Erich Ohser am 6. April 1944, nur wenige Tage vor seinem Prozess, das Leben. Er hinterließ nicht nur eine trauernde Familie, sondern auch eine Welt, die einen ihrer talentiertesten Künstler verlor.

Das Grab der Familie Ohser auf dem Hauptfriedhof in Plauen. Erich Ohser liegt hier mit seinem im Jahr 2001 verstorbenen Sohn Christian begraben. Foto: Sebastian Höfer

Tiefgründige Geschichten in wenigen Bildern erzählt

Sein Todestag, der 80. Jahrestag, bietet uns Gelegenheit, nicht nur seine künstlerischen Beiträge zu feiern, sondern auch über die Zeit nachzudenken, in der er lebte. “Vater und Sohn” bleibt ein leuchtendes Beispiel für Ohsers Genie, eine Serie, die mit wenigen Worten und Bildern tiefgründige Geschichten erzählt und dabei universelle Themen wie Liebe, Konflikt und Versöhnung anspricht. Heute wird Erich Ohser als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts geehrt, und seine Arbeit lebt im Erich-Ohser-Haus in Plauen in Ausstellungen, Büchern und im Herzen seiner vielen Bewunderer weiter.

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