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Neuer IHK-Präsident Kroll appelliert: Nächsten zehn Jahre sind entscheidend!

Wirtschaftsempfang der IHK Regionalkammer Plauen

„Die nächsten zehn Jahre werden entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das gilt im Besonderen für unsere 20.000 Arbeitgeber und Einzelunternehmer im Vogtland“, glaubt Karsten Kroll. Der gerade neu gewählte Präsident der IHK Regionalkammer Plauen stellt klar: „Ohne Arbeitgeber gibt es auch keine Arbeitnehmer. Im Vogtland sprechen wir immerhin von 82.000 Beschäftigten, die auf gesunde Unternehmen angewiesen sind.“

Wirtschaftsempfang der IHK Regionalkammer Plauen. Foto: Kenny Pool
Wirtschaftsempfang der IHK Regionalkammer Plauen. Foto: Kenny Pool

Mit einstimmigem Rückenwind wurde der 60-Jährige wenige Tage vor dem Wirtschaftsempfang der IHK Regionalkammer Plauen als neuer Vorsitzender bestätigt. Vor 120 gespannten Zuhörern hielt der Unternehmer im großen Saal eine viel beachtete Rede. Der Geschäftsführer der Bauplanung Plauen stellte ganz offen die Frage: Ist unsere Region noch hinreichend gut aufgestellt? Und Karsten Kroll erhielt von allen Seiten Kopfnicken, als er nachhakte: „Ist unsere Region gut aufgestellt, um für die Wirtschaft, für unsere Unternehmen eine Zukunft zu ermöglichen? An dieser Stelle haben wir bedenken!“

“Die nächsten zehn Jahre werden entscheidend für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Das gilt im Besonderen für unsere 20.000 Arbeitgeber und Einzelunternehmer im Vogtland.”

Karsten Kroll, neuer IHK-Präsident

Nach einer Atempause unterbrach der vogtländische IHK-Präsident die nachdenkliche Ruhe im Saal. „Uns alle verbindet der Wille, für die Wirtschaft der Region beste Rahmenbedingungen und somit Zukunftssicherheit zu schaffen“, richtet Karsten Kroll seinen Blick nach vorn. Weil sich die Rahmenbedingungen rapide verändern, steht die vogtländische Wirtschaft nur scheinbar gut da.

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„Wir verzeichnen eine stabile wirtschaftliche Entwicklung über drei Jahrzehnte, eine geringe Arbeitslosigkeit, dauerhaft steigende Angebote an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, einen Belegungsgrad der Gewerbegebiete von 89 Prozent aller im Vogtland erschlossenen und zur Verfügung stehenden Gewerbeflächen. Es gibt eigentlich viele gute Nachrichten“, findet Karsten Kroll. Beispielsweise liegt der Pendlersaldo der auswärts tätigen Arbeitnehmer inzwischen dauerhaft bei einem Minus von 7.000 Beschäftigten. Zum Vergleich: 2009 pendelten rund 20.600 Beschäftigte aus dem Vogtland in die alten Bundesländer beziehungsweise nach Zwickau, Chemnitz sowie in andere Städte aus.

„Auch unser Gehaltsniveau im Vogtland erhöht sich stetig, so wie es die Möglichkeiten der Firmen hergeben. Darüber hinaus haben wir überaus attraktive Lebensbedingungen für Familien und Arbeitskräfte. Kaum eine Region verfügt über so gute Bedingungen. Kinderbetreuung, Schulausbildung, Wohneigentum, preiswerte Wohnraummiete im Verhältnis zum Einkommen, erschwingliche Lebenshaltungskosten, eine intakte Landschaft und Natur. Hier lässt es sich gut leben“, führte der Plauener weiter aus.

Karsten Kroll und der vorhergehende IHK-Präsident Hagen Sczepanski (v.l.n.r.). Foto: Marcografie
Karsten Kroll und der vorhergehende IHK-Präsident Hagen Sczepanski (v.l.n.r.). Foto: Marcografie

Doch dann setzte der IHK-Präsident die vielen Pluspunkte ins Verhältnis zu den negativen Vorzeichen. „Es liegt mir fern, zu jammern. Im Gegenteil: Wir leben in einem schönen und freien Land. Wenn wir uns aber nicht sofort bewegen, werden wir abgehängt“, warnt Karsten Kroll. Es gelte „ernsthaft zu prüfen, ob wir den Risiken der Energiepreisentwicklung nicht mit autarken, regionalen Lösungen attraktive Alternativen entwickeln können. Auch plädieren wir für die planungsrechtliche Vorbereitung weiterer Flächen für Gewerbe- und Industrieunternehmen“, fordert Karsten Kroll.

Weil der demografische Wandel immer weiter voranschreitet, verliert das Vogtland als Region bis zum Jahr 2030 zwischen 13 und 15 Prozent an Arbeitskräften. „In Summe sind das 20.000 Menschen. Bereits jetzt spüren wir alle, dass uns nicht mehr genügend Arbeitskräfte und Auszubildende zur Verfügung stehen. Wir werden den Wettlauf um Arbeitskräfte als Region gemeinsam gewinnen müssen“, blickt Karsten Kroll in die Zukunft. Und der Unternehmer räumt ein: „Das ist anstrengend, aber eine andere Chance haben wir nicht. Nur, wenn unsere Region als attraktiv wahrgenommen wird, wir uns weltoffen präsentieren, nur dann haben wir eine Chance!“

Karsten Kroll nahm vor den 120 geladenen Gästen kein Blatt vor den Mund: „Das einstige Unternehmerbild vom ehrbaren Kaufmann wird immer häufiger verzerrt dargestellt, falsch interpretiert und zu wenig wertgeschätzt. Die wirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge einer Sozialen Marktwirtschaft scheinen oft nicht mehr zum Grundwissen der politisch Verantwortlichen in Berlin zu gehören“, so der Präsident, der gleichzeitig auch für 500 ehrenamtliche IHK-Funktionäre sprach. Es brauche wieder eine „Politik für und mit dem Mittelstand“.

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In Sonntagsreden werde davon viel gesprochen. „Der Mittelstand, wie wir ihn im Vogtland zu 99 Prozent haben, hat eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung. Er ist das Rückgrat der Wirtschaft, das Zahnrad, welches die Region in Schwung und die fleißigen Bürger hier hält. Doch die Realität sieht seit einiger Zeit erschreckend anders aus“, so IHK-Präsident Karsten Kroll.

Sein zwischenzeitliches Fazit: „Das offenkundige Verständnis sowie die Akzeptanz der Bundespolitik für volkswirtschaftliche Zusammenhänge und regionale Auswirkungen war noch nie so gering wie jetzt. Wir sind als IHK unparteiisch und keine Spielverderber, wenn wir darauf hinweisen. Wir halten es für unsere Pflicht!“ Deutschlandweit brauche es vor allem mehr Stimme der Wirtschaft gegenüber der Politik, mehr Akzeptanz für wirtschaftliche Zusammenhänge als Basis für Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie mehr klare Worte und Wahrheiten.

„Wer sich mehr Freizeit wünscht und nur noch vier Tage arbeitet, der wird im internationalen Maßstab keine Chance mehr haben“, nennt Karsten Kroll nur ein Beispiel. Der IHK-Präsident findet: „Leistung muss sich wieder lohnen und die Umverteilung eingebremst werden!“

Im Anschluss nahm Florian Gold die 120 Führungskräfte eine Stunde lang mit auf seine Erkenntnisreise. Der Referent stellte vor seinem Impulsvortrag klar: „Die letzten Jahre haben es eindrucksvoll bewiesen: Die Führung von Menschen und Teams unterliegt völlig neuen Anforderungen und Chancen. Doch Führungspersönlichkeiten werden nicht einfach als solche geboren. Gute Führung ist Haltung und Handwerk zugleich. Zukunftsfähige Führung ist erlernbar, so wie eine Sprache oder eine Sportart.“

Florian Gold skizzierte anschließend eine Stunde lang, warum es gut ist, eine hohe Leistung von Menschen zu fordern und wie der Chef die Loyalität der Mitarbeitenden fördert. „Dialog statt Noten ist das deutlich bessere Mitarbeitergespräch“, gab der Referent zu bedenken. Florian Gold ist Gründer und Geschäftsführer von GOLD Unternehmensentwicklung GmbH mit Sitz in Bayreuth.

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