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Brennender Feuerwehr-Streit in Plauen

Straßberger und Neundorfer Wehr sollen zur Ortswehr Straßberg-Neundorf verschmelzen. Seit Wochen sorgt dies für Zündstoff. Die Straßberger drohen mit einer Auflösung ihrer Wehr.

Mehr dazu im Reel:

Ein herausfordernder Weg, aber mitunter Notwendigkeit: Zusammenschlüsse von Freiwilligen Feuerwehren. In Plauen sollen die Straßberger und Neundorfer Wehr fusionieren. Für den Zusammenschluss gibt es unterschiedliche Gründe – auf der einen Seite die Anzahl der Einsätze, auf der anderen, dass die Gerätehäuser nicht mehr den heutigen Vorschriften und Bedürfnissen entsprechen.

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In erster Linie sollen durch diese Verschmelzung endlich die gesetzlich geforderten Brandschutzziele erreicht werden, diese sind auch im 2022 beschlossenen Brandschutzbedarfsplan definiert. Im Westen der Stadt werden deshalb ein kleinerer und weniger leistungsfähiger Standort mit einem größeren und leistungsfähigeren zusammengelegt. Der Stadtrat hatte am 19. September die Zusammenlegung der beiden Wehren nach Abwägung aller Für und Wider beschlossen.

„Auch wenn mich dieser Schritt persönlich grämt und ich mir eine andere Lösung im Sinne der Straßberger gewünscht hätte, so müssen manchmal im Sinne aller Beteiligten auch unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Ich bin mir sicher, langfristig ist es die bessere Wahl, da wir hier einer Ortswehr einen sicheren Weg in die Zukunft ebnen. Jedoch, so ehrlich müssen wir sein – bemessungsrelevante Einsätze sind von den Straßbergern in den letzten Jahren kaum geleistet worden – es gab in dieser Kategorie sogar lediglich einen Einsatz in drei Jahren (2021/2022/2023). Dies und die ungünstige Bausubstanz sowie Lage des Feuerwehrhauses lassen nur diese eine logische Entscheidung zu.“ 

Oberbürgermeister Steffen Zenner

In Plauen sind derzeit insgesamt 233 Einsatzkräfte in neun Ortswehrenund einer Berufsfeuerwehr engagiert. Allein 2023 sind sie zu 1348 Einsätzen ausgerückt – davon waren 192 bemessungsrelevant, also Einsätze mittleren oder größeren Umfangs.

Straßberg Sekundäreinheit, Neundorf Primäreinheit

Straßberger und Neundorfer Wehr sollen zur Ortswehr Straßberg-Neundorf verschmelzen. Seit Wochen sorgt dies für Zündstoff. Die Straßberger drohen mit einer Auflösung ihrer Wehr.
Straßberger und Neundorfer Wehr sollen zur Ortswehr Straßberg-Neundorf verschmelzen. Seit Wochen sorgt dies für Zündstoff. Die Straßberger drohen mit einer Auflösung ihrer Wehr.

In der Straßberger Wehr sind 14 Aktive engagiert, die 5 Einsätze 2021, 3 Einsätze 2022 und 7 Einsätze 2023 hatten. Nur einer davon war bemessungsrelevant, das war 2023. Die Freiwillige Feuerwehr in Straßberg ist eine Sekundäreinheit, weil die Einhaltung der ersten Hilfsfrist und die erforderliche Anzahl an Einsatzkräften (innerhalb von neun Minuten nach Alarmierung mit neun Einsatzfunktionen an der Einsatzstelle) derzeit nicht sichergestellt werden kann. Sie ist zudem wochentags zwischen 6 Uhr und 18 Uhr nicht einsatzbereit. Die Straßberger Jugendfeuerwehr hat zehn Mitglieder.

Die Neundorfer Feuerwehr hingegen ist eine von drei als Primäreinheit einzustufenden Feuerwehren der Stadt Plauen: Die Kameraden sind rund um die Uhr einsatzbereit und erreichen innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Hilfsfrist von neun Minuten mit mindestens neun Einsatzkräften die Einsatzstellen in ihrem Ausrückegebiet. In Neundorf sind 34 Aktive engagiert.

Kosten und Nutzen

Schließen sich zwei Ortsfeuerwehren räumlich und organisatorisch zusammen und entsteht ein größerer, leistungsfähigerer Standort, dann erlaubt das SMI nach der Richtlinie Feuerwehrförderung eine Erhöhung der Förderung um 15 Prozent für den Neubau von Feuerwehrhäusern – dies würde in diesem Fall ein Plus von 121.500 Euro für den Neubau in Neundorf bringen.           

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Würde man eine eigene Feuerwehr in Straßberg erhalten, müsste gebaut werden. Im bestehenden Gebäude gibt es eklatante Sicherheitsmängel, weshalb ein einfacher Umbau nicht reicht.

Straßberg: Ein Neubau in Straßberg würde rund 1,2 Millionen Euro kosten, hierbei würden keine Fördergelder fließen. Wenn „nur“ ein Umbau wie vom Ortschaftsrat vorgeschlagen erfolgen sollte, wären 766.000 Euro einzuplanen. Auch die extra Fördergelder für den Neubau der Neundorfer Wehr würden entfallen, da sich keine zwei Ortswehren mehr zusammenschließen.  Neben den zu beseitigenden Sicherheitsmängeln müsste ein Anbau für einen Einzelstellplatz für ein Löschfahrzeug genauen Vorgaben folgen.

Es gibt außerdem Risiken wie den Baugrund, im Gebäude sind bereits mehrere Risse aufgrund von Setzungen am Gebäudebestand vorhanden und unter dem Haus verläuft der verrohrte Teichlebach. Die Genehmigungsfähigkeit des Vorhabens (bau- und verkehrsrechtlich) ist ebenso unklar wie das Erreichen der Arbeitsschutzziele in erforderlichem Maße. Die zwingend notwendigen PKW-Parkflächen können nicht installiert werden. Ob die durch die Unfallkasse angezeigten Sicherheitsmängel überhaupt beseitigt werden können, ist unklar.

Neundorf: Für den Bau in Neundorf zahlt der Fördermittelgeber rund 810.000 Euro Festbetragsförderung für 4 Stellplätze. 121.500 Euro gäbe es an Zusatzförderung vom Freistaat Sachsen für die innergemeindliche Zusammenlegung von Feuerwehrstandorten (entspricht 15% des Festbetrags). Dabei muss das Sächsische Innenministerium noch zustimmen und das besondere öffentliche Interesse feststellen, dies wurde bereits beantragt.

„Dieses Extra Geld erhalten die Kameraden aber nur, wenn die beiden Ortswehren zusammengelegt werden. „Wir hätten somit eine voraussichtliche Gesamtfördersumme von rund 931.500 Euro für das gemeinsame Haus in Neundorf.“

Bürgermeisterin Kerstin Wolf

Aktueller Stand

Bis zur Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses am Friedrich-Krause-Weg, Ecke Rittergut, erfolgt zunächst eine organisatorische Zusammenlegung der Ortsfeuerwehren.

Diese werden bis zum Einzug in das neue Objekt als Löschgruppen der neuen Ortsfeuerwehr Straßberg-Neundorf an den bisherigen Standorten weitergeführt. Mit Einzug in das neue Objekt wird dann auch die räumliche Zusammenlegung vollzogen. Durch den gemeinsamen Neubau werden modernste Unterbringungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Einsatzkräfte und die Jugendfeuerwehr geschaffen. Der Standort Friedrich-Krause- Weg / Rittergut weist aufgrund der vorhandenen Verkehrsanbindung zudem eine sehr gute Erreichbarkeit aus Richtung Straßberg auf.

Straßberger Kameraden nehmen Gesprächsangebot nicht an

Bürgermeisterin Kerstin Wolf hatte die Löschgruppe Straßberg zu einem Gespräch für den 27. März um 16 Uhr ins Rathaus eingeladen. Die Mail ging am 20. März an den ehemaligen Straßberger Wehrleiter Rico Gerstner. Auch Wehrleiter Thomas Golle war neben Brandschutz-Leiter Dr. René Schreiter eingeladen. „Wir hatten uns einen Austausch gewünscht, um noch einmal gemeinsam in den Dialog gehen zu können“, so Bürgermeisterin Kerstin Wolf. Inhalt sollte die Fusion der Feuerwehren Straßberg und Neundorf sein, die am 1. März 2024 erfolgt war.

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„Zur Straßberger Wehr haben 14 Aktive gehört, zehn gehörten der Jugendfeuerwehr an und einer der Alters-/Ehrenabteilung. Drei Kameraden der ehemaligen Feuerwehr Straßberg führen ihr ehrenamtliches Engagement in der Ortsfeuerwehr Straßberg-Neundorf weiter. Auch die Jugendfeuerwehr Straßberg will sich eingliedern und wird am neuen Standort fortgeführt. Wir haben aber auch gehört, dass einige Mitglieder zur Ortsfeuerwehr Zwoschwitz und Kürbitz gewechselt sind. Ich wollte gern noch einmal die Möglichkeit eines gemeinsamen Austauschs anbieten.“

Hintergrund:
Die Ortswehren Straßberg und Neundorf wurden am 1. März zu einer neuen Einheit Straßberg/Neundorf fusioniert. Für den Zusammenschluss der beiden Wehren gibt es unterschiedliche Gründe.

Für diesen Schritt sprechen:
1. Beide Gerätehäuser Straßberg und Neundorf haben einen Bauzustand „ungenügend“ bzw.
    „mangelhaft“, d. h. massive Sicherheitsmängel.
2. Die Einsatztätigkeit der FFw Straßberg ist sehr gering.
3. Weiterhin sprechen die Forderungen der Kameradinnen und Kameraden nach ordentlichen Einsatz-
    und Ausbildungsbedingungen sowie eine dringend notwendige Erhöhung des Schutzzielerreichungs-
    grades für einen Neubau mit entsprechender Ausstattung und Technik.
4. die finanzielle Situation der Stadt sowie
5. die gesetzlichen Ansprüche an die Haushaltsführung

In erster Linie sollen durch diese Verschmelzung endlich die gesetzlich geforderten Brandschutzziele erreicht werden, diese sind auch im 2022 beschlossenen Brandschutzbedarfsplan definiert. Im Westen der Stadt werden deshalb zwei grundlegend sanierungsbedürftige Standorte aufgegeben und dafür ein neues Feuerwehrgerätehaus für die neu fusionierte Wehr eingerichtet. Der Stadtrat hatte am 19. September die Zusammenlegung der beiden Wehren nach Abwägung aller Für und Wider beschlossen.
Bis zur Fertigstellung des neuen Feuerwehrhauses am Friedrich-Krause-Weg, Ecke Rittergut, erfolgt zunächst eine organisatorische Zusammenlegung der Ortsfeuerwehren. Im Rahmen der Gründungssitzung am 1. März 2024 wurde Thomas Golle als neuer Ortswehrleiter gewählt.

Bis zum Einzug in das neue Objekt agieren die ehemaligen Feuerwehren als Löschgruppen der neuen Ortsfeuerwehr Straßberg-Neundorf an den bisherigen Standorten. Mit Einzug in das neue Objekt wird dann auch die räumliche Zusammenlegung vollzogen. Durch den gemeinsamen Neubau werden modernste Unterbringungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für die Einsatzkräfte und die Jugendfeuerwehr geschaffen. Der Standort Friedrich-Krause- Weg / Rittergut weist aufgrund der vorhandenen Verkehrsanbindung zudem eine sehr gute Erreichbarkeit aus Richtung Straßberg auf.
Die Überarbeitung des 2022 verabschiedeten Brandschutzbedarfsplanes hatte ergeben, dass die FF Neundorf eine von derzeit drei als Primäreinheit einzustufenden Feuerwehren der Stadt Plauen ist (FF Neundorf, FF Großfriesen, Berufsfeuerwehr). Das bedeutet, die FF Neundorf ist rund um die Uhr einsatzbereit und erreicht innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Hilfsfrist von neun Minuten mit neun Einsatzkräften die Einsatzstellen in ihrem Ausrückegebiet. Damit ist die FF Neundorf eine der leistungsfähigsten Ortsfeuerwehren. Mitglieder Fw Neundorf: 34 Aktive (davon 17 Atemschutzgeräteträger), 12 Alters- und Ehrenabteilung.

Die FF Straßberg ist entsprechend der Ergebnisse der zurückliegenden Brandschutzbedarfsplanung als Sekundäreinheit einzustufen, weil die Einhaltung der ersten Hilfsfrist und die erforderliche Anzahl an Einsatzkräften (innerhalb von neun Minuten nach Alarmierung mit neun Einsatzfunktionen an der Einsatzstelle) nicht sichergestellt werden konnte. Sie war zudem wochentags zwischen 6 Uhr und 18 Uhr nicht einsatzbereit.
*Einsatzzahlen:
Straßberg
•       2021 – 5 Gesamteinsätze – 0 bemessungsrelevant
•       2022 – 3 Gesamteinsätze – 0 bemessungsrelevant
•       2023 – 7 Gesamteinsätze – 0 bemessungsrelevant
Neundorf
•       2021 – 91 Gesamteinsätze – 61 bemessungsrelevant
•       2022 – 89 Gesamteinsätze – 74 bemessungsrelevant
•       2023 – 82 Gesamteinsätze – 64 bemessungsrelevant

Das Engagement und die Einsatzstärke im Ehrenamt der Kameradinnen und Kameraden von Neundorf an 365 Tagen/24 h sollte ebenfalls eine hohe Würdigung erfahren.
Diese freuen sich auf künftige, sehr gute Bedingungen und möchten auch dem Thema Jugendfeuer-
Wehr hohe Beachtung schenken.
Diese verbessern sich im zukünftig neuen Gebäude maßgeblich.

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