- Samstag, 12 Juli 2025, 10:13 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
Theater Plauen-Zwickau kämpft mit der Unterstützung von 25.000 Unterschriften um Zukunft
Schauspielerin Sophie Bauer findet klare Worte
Tausende Menschen haben die Petition zum Erhalt des Theaters Plauen-Zwickau unterzeichnet. Oberbürgermeister Steffen Zenner und Schauspielerin Sophie Bauer sprachen mit uns über politische Versäumnisse, Herausforderungen und die Bedeutung des Theaters für das Vogtland.
Starke Botschaft aus der Bevölkerung
24.685 Unterschriften für den Erhalt des Theaters Plauen-Zwickau: Eine Zahl, die auch Oberbürgermeister Steffen Zenner beeindruckt. Vergangene Woche übergaben Vertreter des Theaterfördervereins gemeinsam mit Mitarbeitenden des Hauses die Petition an die Stadt.
„Es ist eine richtige Menge, eine sehr beeindruckende Zahl, wo wir auch sehen, dass unsere Bevölkerung hinter dem produzierenden Mehrspartentheater steht“
Steffen Zenner, Oberbürgermeister
Der Oberbürgermeister sieht in der Unterstützung ein starkes Signal für die laufenden Verhandlungen mit dem Freistaat Sachsen: „Ich nehme das wirklich auch als Rückenwind mit, denn wir verhandeln regelmäßig in Dresden um mehr Geld und mehr Budget.“ Dabei verweist er besonders auf die strukturellen Nachteile ländlicher Regionen: „Es darf nicht sein, dass hier Kultur abgebaut wird – und dafür kämpfen wir.“
Förderverein wächst und Crowdfunding gestartet

Die Petition ist nicht die einzige Initiative zur Rettung des Theaters. Auch die Mitgliederzahl des Fördervereins stieg im Zuge der Aktion um 20% auf rund 360 Mitglieder. Zusätzlich wurde in Zusammenarbeit mit dem Theater und städtischen Stellen ein Crowdfunding gestartet: Ziel sind 30.000 Euro für die Neugestaltung des Löwel-Foyers im Vogtlandtheater und das bis Ende August.
Haushaltsentscheidungen stehen aus
Obwohl Zwickau bereits zusätzliche Mittel in Aussicht gestellt hat, steht eine konkrete Entscheidung in Plauen noch aus. Zenner erklärt: „Wir haben natürlich Gelder eingestellt gehabt. Die vereinbart waren, die 600.000 Euro, für zwei Jahre übrigens.“ Doch die Auszahlung sei an Bedingungen geknüpft: „Die richten sich dann tatsächlich nach dem Wirtschaftsplan und dem Jahresergebnis. Und wir können im Moment nicht erkennen, dass jetzt schon diese Zahlung notwendig sein wird.“
Im August will die Stadt ein Haushaltsstrukturkonzept vorlegen. Dann sollen weitere Einsparmöglichkeiten geprüft werden. „Am Jahresende wird entschieden, ist mehr Geld notwendig und wenn ja, in welcher Höhe“, so der Oberbürgermeister.
Kritisch äußerte sich Zenner über das Verhalten einiger vogtländischer Landtagsabgeordneter, die zuletzt gegen einen Förderantrag für das Theater gestimmt hatten: „Das ist enttäuschend, dass Plauener Landtagsabgeordnete hier tatsächlich oder vogtländische Landtagsabgeordnete hier gegen Hochkultur im Oberzentrum Plauen stimmen.“

„Warum müssen wir jetzt wieder diese Gespräche führen?“
Im Interview mit Schauspielerin Sophie Bauer wird deutlich, wie stark die aktuelle Situation auch das Ensemble belastet. Die Probleme seien schon lange bekannt:
„Ich habe vor ein paar Wochen ein Artikel bekommen von einer Kollegin aus der Technik und da ging es schon 2018 um dieses Problem.“
Sophie Bauer, Schauspielerin
Besonders frustrierend sei, wie die Verantwortung zwischen den politischen Ebenen hin- und hergeschoben werde. „Barbara Klepsch, die Kulturministerin vom Land Sachsen, hat dann auch auf der Bühne vor uns eine kleine Rede gehalten und hat uns wiederum an die Kommunen verwiesen. Und es entsteht leider der Eindruck, dass wir wie so ein Ping-Pong-Spiel dazwischen immer weiter gereicht werden.“
Trotz der Unsicherheiten rund um Finanzierung, Tarifverträge und mögliche Einschnitte versuchen die Mitarbeitenden weiterzumachen. Die größte Motivation komme dabei nicht aus der Politik, sondern vom Publikum: „Das ist das, wofür wir die Arbeit machen, wofür wir brennen“, sagt Sophie Bauer. „Gerade hier im ländlichen Bereich, wo die Leute eher wegziehen, wo Kultur vielleicht nicht mehr so stattfindet, weil einfach die finanzielle Lage seit Jahren schwer ist, ist es einfach immer unser Antrieb, in die Gesichter des Publikums zu sehen.“
Ausblick mit Fragezeichen
Fest steht: In zwei Jahren werden etwa 30 Millionen Euro für die Theatergesellschaft benötigt, eine gewaltige Summe, die auch Zenner Sorgen bereitet. „Natürlich müssen wir nicht nur die Einnahmen, auch die Ausgabenseite berücksichtigen.“ Denkbar seien Einsparungen, etwa auch temporär bei der Entlohnung:
„Möglicherweise über einen begrenzten Zeitraum auch Einschnitte in der Entlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
Steffen Zenner, Oberbürgermeister
Zugleich verweist er darauf, dass das Theater schon immer als Sprungbrett galt: „Hier kommen Leute her, erwerben sich ihr Handwerk, erwerben sich einen guten Ruf, um dann an größeren Häusern unterzukommen.“ Dennoch: „Wir sehen im Moment nicht, dass alle Leistungen erfüllt wurden, also gerade auch im Orchester. Da ist der zuletzt beschlossene Strukturabbau noch nicht komplett vollzogen.“
Die Zukunft des Theaters Plauen-Zwickau bleibt unsicher, trotz des klaren Bekenntnisses der Region. Die Politik ist gefragt, ihre Zuständigkeiten ernst zu nehmen und gemeinsam mit dem Theater tragfähige Lösungen zu finden. Die Stimmen vom Theater und aus der Politik zeigen: Engagement ist da, aber auch Erschöpfung. Jetzt braucht es verbindliche Entscheidungen.