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Vogtland Nachrichten
  • Samstag, 12 Juli 2025, 19:22 Uhr | Lesezeit ca. 4 Min.

Filmfieber in Oelsnitz: Martin Semmelrogge dreht Corona-Komödie im Vogtland

Oelsnitzer Apothekenmuseum wird zur Filmkulisse

Oelsnitz und das Vogtland stehen derzeit ganz im Zeichen der Filmkunst: Für die Komödie „Maske auf, Genossen“ haben Schauspieler Martin Semmelrogge und das Produktionsteam unter anderem das historische Apothekenmuseum in der Stadt als Kulisse ausgewählt. Gedreht wird außerdem in Adorf, Bad Brambach und Schönberg.

Im Mittelpunkt der Filmhandlung steht ein Corona-Ausbruch – jedoch nicht im Hier und Jetzt, sondern in der fiktiven DDR-Stadt „Kleinhoffnung“. Diese kreative Entscheidung erklärt Produzentin Sandra Peter vom vogtländischen Produktionsteam so: „Wir wollten keinen realen Ort wählen. Die DDR bot sich an, weil es sie nicht mehr gibt – das schafft kreativen Spielraum.“

Für Martin Semmelrogge fühlt sich der Dreh im Osten fast ein wenig wie Heimkehr an. „Ich bin im Osten gezeugt worden, meine Familie stammt aus Ostberlin, und mein Vater war Intendant am Erfurter Staatstheater“, erzählt der Schauspieler mit einem Augenzwinkern. In der Komödie übernimmt er die Rolle eines Apothekers, der fieberhaft nach einem Corona-Gegenmittel sucht.

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„Wenn man keine Filmförderung bekommt, muss man eben alles selbst machen.“

Produzentin Sandra Peter

Auch Schauspielkollege Michael Ransburg zeigt sich beeindruckt vom Drehort und der Atmosphäre am Set. Obwohl er selbst in der millionenschweren Produktion „Babylon Berlin“ mitwirkte, lobt er das kleine Team im Vogtland: „Nichts geht über einen Originalschauplatz. Die Stimmung hier ist herzlich und authentisch.“

Produzentin Sandra Peter ist nicht nur kreative Kraft hinter dem Projekt, sondern auch praktisch an allen Ecken im Einsatz – vom Ton bis zur Organisation. „Wenn man keine Filmförderung bekommt, muss man eben alles selbst machen“, sagt sie. Die Finanzierung erfolgt bisher privat, die Postproduktion soll durch ein Crowdfunding ermöglicht werden.

Gedreht wird noch bis September 2025. Die Premiere im Vogtland ist bereits für das Frühjahr 2026 geplant – dann soll „Maske auf, Genossen“ erstmals über die Kinoleinwand flimmern. Und wer weiß: Vielleicht wird das beschauliche Oelsnitz dann zum kleinen Geheimtipp der deutschen Filmkulisse.

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Worum geht es im Film „Maske auf, Genossen!“?

In der satirischen Komödie „Maske auf, Genossen!“ wird eine fiktive Kleinstadt im sächsischen Erzgebirge zur Bühne einer bizarren Notlage. Inmitten der späten DDR-Jahre sorgt ein mysteriöser Virus, Corona, für Unruhe – und löst eine Kettenreaktion aus.

Die Parteifunktionäre der Stadt – allen voran der ehrgeizige, leicht überforderte SED-Kreisleiter – geraten in hektischen Aktionismus. Unterstützt wird er von einer Riege eigenwilliger Charaktere: dem stets fahrigen Dr. Leisewitz, dem treu-naiven Volkspolizisten ABV Wagner und dem unermüdlich wortreichen Parteisekretär Splint. In ihrem Bemühen, Kontrolle zu behalten, wird die Stadt abgeriegelt, neue Verhaltensregeln und bizarre Maßnahmen eingeführt – darunter alternative Begrüßungsrituale, improvisierte Maskenproduktion und der Versuch, das Virus parteitreu zu benennen.

Während Erwachsene in bürokratischer Taktung agieren, erleben Kinder und Jugendliche die neue Realität auf ganz eigene Weise: Sie dürfen sich nicht mehr sehen und versuchen trotzdem, durch kleine Gesten, versteckte Botschaften den Kontakt zu halten. Ihre leise Rebellion steht in starkem Kontrast zur lauten Hektik der Funktionäre.

Im Zentrum der Hoffnung steht der skurrile, aber findige Apotheker Herr Glück. Ihm wird die Aufgabe übertragen, ein wirksames Medikament oder eine Impfung zu entwickeln – was jedoch zunächst an der Realität der DDR-Warenversorgung scheitert. Erst als ein geheimnisvolles Westpaket auftaucht, nimmt das Schicksal eine überraschende Wendung, die das Ruder noch einmal herumreißen könnte.

„Maske auf, Genossen!“ ist eine pointierte und zugleich warmherzige DDR-Satire, die mit viel Gespür für Atmosphäre und Absurdität den Alltag einer Gesellschaft zwischen Kontrolle, Ideologie und Improvisation porträtiert. Der Film lebt von überzeichneten Figuren, liebevollen Details und einem humorvollen Blick auf menschliche Schwächen in Zeiten kollektiver Verunsicherung. Am Ende jedoch – mitten im Chaos – wird eines deutlich: Die Versöhnung aller Seiten, das Miteinander trotz aller Unterschiede, steht über dem System. Dieses menschliche Element ist es, das dem Film seine besondere Tiefe verleiht – und das Lachen mit einem leisen Nachklang versieht.

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