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Werk in Plauen gerettet: Verhandlung mit Weltkonzern geglückt

Belegschaft in Plauen fertigt künftig Sonderfahrzeuge für Rettungsdienste, Zoll oder Polizei

Positive Signale vom Leuchtsmühlenweg für die wirtschaftliche Stimmung in Plauen: Cathrin Wilhelm, Geschäftsführerende Gesellschafterin des Sonderfahrzeugbauers BINZ in Ilmenau, hat das Potenzial des Plauener Werkes erkannt. Die in Karl-Marx-Stadt geborene Geschäftsfrau hat den MAN-Standort (einst Neoplan) übernommen, die BINZ Automotive Sachsen gegründet und so die Schließung des Traditionsstandortes in Plauen verhindert. In dieser Woche hat sich Cathrin Wilhelm der Belegschaft in Plauen persönlich vorgestellt. Das Werk wurde offiziell übergeben.

Binz übernimmt MAN Standort in Plauen
Cathrin Wilhelm, Geschäftsführerende Gesellschafterin bei BINZ zusammen mit Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig. Foto: Mario Unger-Reißmann

Die mehr als 100 Mitarbeitenden konnten an dem Tag ebenfalls ihre neuen Produkte kennenlernen. Bei einer Betriebsversammlung wurde zudem der Fahrplan für die nächsten Monate vorgestellt. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, der ebenfalls aus Plauen stammt, war auch zu Gast, hat sich die Produkte erklären lassen und motivierende Worte für den Standort gefunden.

“Der lange Kampf um diesen Standort hat ein gutes Ende gefunden. Es ist mir eine große Freude nun hier sein zu dürfen und zu sehen, dass das Werk eine gute Zukunft hat. BINZ ist ein Unternehmen, was mit einem Weltkonzern auf Augenhöhe verhandelt hat und erfolgreich als Mittelständler einen Standort übernommen hat. Dies zeigt, dass mittelständische Unternehmen Verantwortung übernehmen, wo große Konzerne bei wirtschaftlichen Veränderungen kneifen und zu Gunsten ihrer Standorte im Westen hier im Osten ihre Werkshallen schließen. 30 Kilometer von hier mussten wir dies bei Haribo schmerzhaft erfahren, wo ein Werk bewusst geschlossen wurde, obwohl ein Interessent bereit stand”, sagt Wirtschaftsminister Martin Dulig.

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Die Mitarbeiter in Plauen werden nun Fahrzeuge modifizieren – etwa für spezielle Anforderungen des Rettungsdienstes, des Zolls oder für Sanitätsfahrzeuge. Der erste große Auftrag stehe bereits ins Haus: Das Technische Hilfswerk (THW) werde Fahrzeuge in Plauen umbauen lassen, teilt das Unternehmen mit. Zunächst sollen im Fahrzeugwerk auch noch laufende MAN-Aufträge abgearbeitet werden.

“Der lange Kampf um diesen Standort hat ein gutes Ende gefunden. Es ist mir eine große Freude nun hier sein zu dürfen und zu sehen, dass das Werk eine gute Zukunft hat.”

Wirtschaftsminister Martin Dulig

Der Fahrzeugbau im Vogtland genießt seit 150 Jahren einen hervorragenden Ruf und stehe für beste Qualität, heißt es. Cathrin Wilhelm schließt auch nicht komplett aus, dass die Plauener vielleicht irgendwann wieder Busse fertigen. In den letzten Jahren sind im MAN Bus Modification Center in Plauen Busse und Vans nach Kundenwünschen umgebaut worden – wie etwa der Mannschaftsbus der deutschen Fußballnationalmannschaft oder die Busse anderer großer Bundesligisten. Das Abschiedsmodell blieb laut TAG 24 in Sachsen und ging an den Bundesliga-Verein RB Leipzig.

Unter der Belegschaft herrscht nach der erfolgreichen Werksübernahme Erleichterung. „Ich freue mich, dass wir eine Perspektive haben, dass es vorwärts geht. Wir haben neue Produkte und gehen in die richtige Richtung“, sagt einer der Mitarbeiter und ein weiterer Mitarbeiter am Plauener Standort: „Ich muss mal ganz ehrlich sagen, nach dem ganzen Tohuwabohu was wir mit MAN hier am Standort hatten, ist das eine richtig geile Sache, dass jemand das Knowhow erkannt hat und uns eine neue Zukunft gibt.“

Für das mittelständige Unternehmen Binz mit Sitz in Ilmenau selbst sei der Werksankauf in der Spitzenstadt ein Quantensprung. „Wir haben ein zweites Standbein.  Wir haben nicht nur die Binz Thüringen, wir haben jetzt die Binz Sachsen. Die Arbeit fängt jetzt erst an“, sagt Cathrin Wilhelm beim MDR Sachsenspiegel. Die bisherigen Tarifverträge der Beschäftigten werden von Binz Automotive Sachsen übernommen, heißt es.

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