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Talsperre Pöhl: Giftige Stoffe entdeckt

Folgeschäden noch nicht absehbar

Die Talsperre Pöhl im Herzen des Vogtlandes begeistert jedes Jahr viele Wanderer und Radfahrer, aber auch Schwimmer und Camper. Der drittgrößte Stausee Sachsens ist durch seine idyllische Lage und seinen Angeboten an Ferienunterkünften und Gastronomen bereits seit vielen Jahren ein beliebtes Ausflugsziel. Doch seit Ende September dieses Jahres scheint sich das Badeparadies für eine Weile in einen vergifteten Tümpel verwandelt zu haben, denn offenbar wurde das Wasser durch giftige Schadstoffe verunreinigt. 

Mitte September stellten Mitarbeiter der Landestalsperrenverwaltung bei Routine-Messungen eine starke Verunreinigung des Wassers fest. Die anschließenden Laboranalysen bestätigten die Messungen und ergaben eine hohe Verschmutzung des Wassers mit Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen sowie Phosphaten. Außerdem haben sich nach Angaben der Verwaltung auch geringe Mengen weiterer organischer Stoffe in der Talsperre befunden. 

Besonders auffällig ist dabei jedoch die rasante Verbreitung des Abwasserpilzes. Dieser entsteht aus einer Verbindung verschiedener Bakterienarten und breitet sich besonders schnell in verschmutzten Gewässern aus. Der Pilz bildet dabei lange Fäden oder eine fellartige Oberfläche und kann in sich in Form von Klumpen am Boden des Gewässers absetzen. Am häufigsten ist der Abwasserpilz in Kläranlagen zu finden.

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Nachdem der Pilz im vergangenen Jahr auch in Nordrhein-Westfalen mehrfach in verschiedenen Oberflächengewässern aufgetreten war, musste das Landesumweltamt feststellen, dass dieser vorwiegend in Regionen mit einer hohen landwirtschaftlichen Nutzung vorkam. Die Hauptursachen für dessen Verbreitung seien demnach eine falsche Nutzung oder bauliche Mängel bei Feldmieten und Silagelagern, sowie ein unsachgemäßer Umgang bei der Entwässerung und der Lagerung von Naturdünger. Ebenso wurden landwirtschaftliche Drainagen zur Ableitung von Wasser aus Feldern und Störungen in Biogasanlagen als mögliche Ursachen festgestellt. 

Mit diesem Hintergrund untersuchte die Wasserbehörde des Vogtlandkreises eine nahegelegene Biogasanlage, deren Betrieb nun eingestellt und eine Strafanzeige vorgelegt wurde. Da der Pilz durch die natürliche Reinigung des Wassers normalerweise ohne menschliches Eingreifen wieder abgebaut wird, bestehe der Verdacht, dass bereits seit mehreren Wochen verunreinigtes Abwasser aus der Biogasanlage in die Talsperre floss. Dennoch soll die Badewasserqualität nach EU-Richtlinien durch die Verschmutzung nicht beeinflusst worden sein. 

Trotzdem könnte die Verunreinigung der Talsperre Folgen für die Umwelt haben, denn Phosphate im Wasser können zusammen mit Nitrat zu einem unerwünschten Wachstum an nutzlosen und schädlichen Pflanzen führen. Auch giftige Blaualgen können sich unter diesen Umständen bilden. Ebenso ist eine rasante Ausbreitung von Phytoplankton möglich, welches zu einer vermehrten Algenblüte und letztlich zum schnellen Absterben der Algen kommt. Dies wiederum zerstört wichtige Pflanzen und Organismen im Wasser, die den Fischen als Fischfutter dienen, wodurch diese nicht mehr genügend Nahrung bekommen. Außerdem führt das massenweise Absterben der Pflanzen zu einem Sauerstoffmangel, da diese unter einem hohen Sauerstoffverbrauch von Bakterien abgebaut werden. Als Folge davon würde das gesamte Leben in dem Gewässer allmählich absterben. 

Da die Verschmutzung in der Talsperre Pöhl jedoch rechtzeitig erkannt und Maßnahmen eingeleitet wurden, sollte sich das Wasser schnell wieder auf eine natürliche Weise von selbst reinigen. Demnach gehen die Behörden davon aus, dass das Gewässer in kurzer Zeit seine gewohnte Wasserqualität zurückerlangen wird. 

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