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ratgeber
  • Donnerstag, 15 Mai 2014, 23:29 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.

Konjunktur für Buchdrucker?

Der starke Schwarmflug der Fichtenborkenkäfer trifft in diesem Frühjahr auf geschwächte Bäume. Die Fangzahlen der Lockstofffallen zeigen es deutlich:

Ende April bei Temperaturen um 20° C hat im Tharandter Wald der Große Fichtenborkenkäfer, auch Buchdrucker genannt, mit seinem Schwarmflug begonnen. In der letzten Aprilwoche wurden bis zu 1.600 der knapp einen halben Zentimeter messenden Käfer in einer einzigen Falle gezählt. „Die Zahlen liegen zum Teil deutlich höher als die bisherigen Maximalwerte an denselben Fallenstandorten zu diesem Zeitpunkt“, beschreibt Lutz-Florian Otto, Referatsleiter im Kompetenzzentrum für Wald und Forstwirtschaft von Sachsenforst, die Situation. „Das ist ein Zeichen dafür, dass die Borkenkäfer wie erwartet mit hohen Populationsdichten ins Frühjahr starten. In den mittleren und höheren Lagen steht uns diese Entwicklung vermutlich noch bevor.“

Die Käfer treffen dabei oft auf geschwächte Fichtenbestände. Dem sehr milden und ungewöhnlich niederschlagsarmen Winter folgte ein trocken-warmes Frühjahr. Die Wasservorräte im Boden sind gering. Die Fichten, die jetzt für den Austrieb besonders viel Wasser benötigen, geraten unter Stress und können einen massenhaften Ansturm der Borkenkäfer nicht immer aus eigener Kraft abwehren. „Besonders gefährdet sind Fichtenbestände im Hügelland und in den untern Berglagen, wo die Fichte als Hauptbaumart nicht standortsgerecht ist. Hier müssen wir die Situation in diesem Jahr besonders genau im Auge behalten“ sagt Prof. Dr. Hubert Braun, Geschäftsführer von Sachsenforst.

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Sachsenforst ruft gemeinsam mit den unteren Forstbehörden der Landkreise und Kreisfreien Städte und dem Sächsischen Waldbesitzerverband e. V. alle Waldbesitzer dazu auf, ihre Wälder auf Borkenkäferbäume zu kontrollieren. „Eine saubere Waldwirtschaft, bei der Käferbäume und bruttaugliches Material – dazu gehört auch Restholz und Reisig – rechtzeitig aufgearbeitet und beseitigt werden, ist das einzige wirksame Mittel, um einer Ausbreitung der Schädlinge entgegenzuwirken“ empfiehlt Andreas Geschu, Abteilungsleiter Forst im Landratsamt Sächsische Schweiz – Osterzgebirge den Waldbesitzern. „Es ist eine Grundpflicht der pfleglichen Waldbewirtschaftung nach dem Sächsischen Waldgesetzt, der Ausbreitung von Schädlingen vorzubeugen und diese rechtzeitig zu bekämpfen.“

Der Geschäftsführer des Sächsischen Waldbesitzerverband e.V., Herr Alexander Jäkel, macht darauf aufmerksam, dass es bei Waldschutzmaßnahmen gegen Borkenkäfer mitunter Restriktionen durch naturschutzrechtliche Vorschriften geben kann. Hier ist ein abgestimmtes Handeln von unteren Forst- wie Naturschutzbehörden mit den Waldbesitzern zwingend notwendig, damit alle Interessen angemessen gewahrt und die Waldschutzmaßnahmen im notwendigen Umfang durchgeführt werden können.

Die Witterung, die den Fichten zu schaffen macht, hat den Forstinsekten in die Hände gespielt. In den sehr warmen und trockenen Spätsommer- und Herbstmonaten im letzten Jahr konnten sich die Borkenkäferlarven optimal entwickeln und zumeist als fertige Käfer in die Winterruhe gehen. Die ansteigende Borkenkäferpopulation zeichnete sich bereits im letzten Jahr durch den starken Anstieg stehend befallener Bäume ab.

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Der Befall wird oft erst bemerkt, wenn der Borkenkäfer bereits wieder ausgeflogen ist. Der Krone wird braun und die Borke fällt ab. Will man den Befall frühzeitig erkennen, muss man sich die Bäume vor allem an exponierten Bestandesrändern und im Umfeld von bekannten Befallsherden genauer anschauen. Wo sich die Käfer in einen Baum einbohren, ist bei trockenem Wetter feines braunes Bohrmehl am Stammfuß oder auf Borkenschuppen zu finden. Dann ist schnelles Handeln angezeigt, denn die Käfer brauchen bei günstiger Witterung oft nur 6-8 Wochen für ihre Entwicklung. Will man dem Ausfliegen der Käfer zuvor kommen, muss in dieser Zeit der Baum gefällt und das Holz abtransportiert oder entrindet und Restholz und Reisig gehackt oder verbrannt werden. Als ultima ratio ist auch ein Insektizideinsatz möglich.

Die Forstbehörden überwachen im Rahmen des Borkenkäfermonitorings in Sachsen auf landesweit 74 Kontrollflächen die Entwicklung der Insekten. 34 Fallenstandorte stehen im Landeswald und werden von Sachsenforst überwacht, die übrigen Standorte werden von unteren Forstbehörden in den Landkreisen betreut. Eigene Mitarbeiter oder beauftragte Unternehmen leeren die Fallen wöchentlich und zählen die Käfer. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Populationsentwicklung der Schädlinge ziehen.

Ob sich der aktuelle Befall zu einer Kalamität entwickelt, hängt stark von der Witterung der kommenden Wochen ab. Kühles und feuchtes Sommerwetter stärkt die Abwehr- und Regenerationsfähigkeit der Waldbäume und bremst die Entwicklung der Insekten. Bleibt es warm und trocken, kann sich die Situation dagegen verschärfen. Langfristig lässt sich das Risiko von Borkenkäferkalamitäten nur durch konsequenten Umbau der Fichtenreinbestände in naturnahe Mischbestände minimieren. „Nur in generationenübergreifender geduldiger und aufwendiger Arbeit werden so nach und nach stabile Mischwälder entstehen, in denen der Buchdrucker keine großflächigen Kalamitäten mehr anrichten kann“, erläutert Braun die Dimension der Aufgabe.

Informationen zur aktuellen regionalen Befallssituation mit Borkenkäfern und anderen Forstschädlingen erteilen die unteren Forstbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte. Die Revierförster von Sachsenforst beraten Waldbesitzer zu Fragen der Waldbewirtschaftung. Da Waldschutzmaßnahmen besitzübergreifend meist effizienter umgesetzt werden können, stehen darüber hinaus auch die sächsischen Forstbetriebsgemeinschaften als Ansprechpartner gerne zur Verfügung.

Hintergrundinformationen zum Waldschutz und zum Beratungsangebot für Waldbesitzer erhalten Sie auch unter www.sachsenforst.de. Die Ergebnisse des landesweiten Borkenkäfermonitorings werden unter der Internetadresse http://www.forsten.sachsen.de/wald/183.htm veröffentlicht. (Sachsenforst)

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2014-05-15

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