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Illegaler Sprayer verschandelt Plauen

Eine Stadt sucht “Ärscher”

180511 ÄrscherDie Polizei in Plauen sucht einen illegalen Sprayer, der in der Stadt Hauswände, Brücken, Gebäude, Aussichtstürme und sogar Schornsteine mit seinen Bildern verschandelt. Sein Markenzeichen ist der Graffiti-Schriftzug “Ärscher”.

In allen Größen und Farben gehört dieser in Plauen inzwischen schon zum Stadtbild. An mindestens 130 Stellen soll sich der Unbekannte bereits verewigt haben. Wer sich bewusst umschaut, braucht nicht lange zu suchen. Besonders an alten Industriebrachen und auffälligen Flächen sind die sieben Buchstaben zu finden.

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Was für den unentdeckten Sprayer eine Freude ist, ist für die Gebäude-Eigentümer einfach nur ärgerlich. Die Polizei ist bei der Aufklärung der Straftaten vor allem auf Zeugenhinweise angewiesen. Jede Graffitiverunreinigung müsse sofort angezeigt werden, sagt Polizeisprecherin Anett Münster. Im aktuellen Fall hoffen die Ermittler, dem Verfasser möglichst rasch auf die Spur zu kommen. Derzeit werden die Hinweise und Anzeigen gesammelt. Seit gut drei Jahren sind der Polizei derartige Graffiti bekannt. Ein riesiger Schaden sei bereits entstanden, heißt es. Illegale Graffiti-Künstler können mehrere Jahrzehnte später noch für ihre Taten belangt werden, so Münster.

Viele Unternehmen setzen zunehmend auch auf den Ehrenkodex in der Szene, der besagt, dass bestehende Graffitis nicht wieder übersprüht werden. So lassen die Stadtwerke Strom Plauen oder die Wohnungsbaugesellschaft Plauen (WbG) beispielsweise Stromhäuschen oder geeignete Flächen gleich selbst mit einem ansprechenden Bild verzieren. Einer dieser Auftrags-Graffiti-Künstler ist André Bretschneider. Der Mechelgrüner hat in der Stadt bereits mehrere graue Wände und Flächen mit einem bunten Graffiti aufgewertet. Seit mehr als 14 Jahren gehört das Malen mit Sprühdosen zu seinem Leben, erzählt er im Gespräch. Da er aus der besagten Szene kommt, hat er seine ganz eigene Meinung zu den “Ärscher”-Bildern. Für ihn sei es schwierig sich klar zu positionieren, sagt der 29-Jährige diplomatisch. “Ich sehe es auch mit dem anderen Aspekt. Wenn es mein Haus wäre, dann will ich es auch nicht haben. Ich finde halt, wenn es bunt ist, ist es immer noch besser, wie ein wahlloser Text in Schwarz oder Silber.”

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei den noch anonymen Urheber erwischt, meint Bretschneider. Für ihn ist es eine Ego-Geschichte. “Er versucht sich möglichst oft zu wiederholen und an bekannten Stellen seinen Namen zu veröffentlichen.” In Plauen sei er konkurrenzlos damit. Jeder Sprayer hätte seine eigene Handschrift, sagt der 29-Jährige. Stellenweise könne man erkennen, dass “Ärscher” auch Nachahmer animiert habe.

Einen ähnlichen Fall habe es bereits vor einigen Jahren in Plauen einmal gegeben. Damals sei an mehreren Stellen der Schriftzug “Spuk” zu lesen gewesen, erinnert sich der Mechelgrüner. Meist agieren die Sprayer tief in der Nacht. In der Dunkelheit fühlen sie sich sicher. Das Verbotene gibt ihnen Nervenkitzel und einen gewissen Kick. Bis zu einer Stunde kann es dauern, bis das Graffiti je nach Umfang an der Wand ist.

Die Graffiti-Szene in Plauen ist für die Größe der Stadt überdimensional groß, so Bretschneider. Schon kurz nach der Wende gab es erste Sprayer. Heute würde es viele Gruppierungen und Richtungen geben. Im letzten Jahr sind die Anzeigen von Graffiti-Schmierereien leicht angestiegen. Rund 200 Fälle sind im ganzen Vogtland der Polizei bekannt geworden. (mr/VA)

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2011-05-18

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