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Geht die regionale Wirtschaft in die Knie?

Kolumne

Betrachtet man die Entwicklung der letzten Zeit, dann überwiegen die Negativmeldungen. Wohin steuert die regionale Wirtschaft? Wie viele Beschäftigte verlieren noch ihren Arbeitsplatz? Wie stark wirkt sich die Wirtschafts- und Finanzkrise auf den regionalen Arbeitsmarkt perspektivisch noch aus? Können die Neuansiedlungen den Anstieg der Arbeitslosenzahlen zumindest teilweise abfangen? Viele Fragen die uns momentan beschäftigen.

 

Die Wema als Traditionsunternehmen ist 2008, im 60. Jahr ihres Bestehens, zahlungs- unfähig und meldet Insolvenz an. Zur Wendezeit war der Betrieb mit 1200 Mitarbeitern einer der Großbetriebe in der Region. Bis Mitte der 90er Jahre schrumpfte die Zahl der Beschäftigten auf 500. Die sächsische Landesbank griff mit Finanzspritzen mehrmals unter die Arme, aber im Jahre 2008 gab es selbst für die 180-köpfige Belegschaft keine Rettung mehr. Das Unternehmen sah sich selbst als Nachfolger der Vomag im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus.

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Der Viskosehersteller Enka schloss entgültig zum 01.01.2010 seine Produktionsstätte in Elsterberg. Als traditioneller Spezialist für Web- und Kettelware, die in hochwertiger Qualität hergestellt wurde, schrieb man schwarze Zahlen. Trotz allem entschloss sich die Zentrale in Wuppertal das Werk in Elsterberg mit seinen 380 Mitarbeitern zu schließen. Alle Versuche der Rettung scheiterten. Neuerlich bekannt gewordene Meldungen, dass sich jetzt ein Investor gefunden hätte, sind wohl nicht ernst zu nehmen und kommen aufgrund der laufenden Entsorgung zu spät.

 

Ein ähnlich gearteter Betrieb, die Spinnhütte Plauen, musste ebenfalls im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden. Hochwertige Erzeugnisse aus Seide, Polyamid und Polyester wurden zu rund 70 Prozent für den Export hergestellt. Mit sogenannten Nischenprodukten hat sich der Betrieb einen Namen gemacht. Die Produktion läuft zwar weiter, aber wie viele der rund 50 Arbeitsplätze letztendlich erhalten werden können, steht noch in den Sternen. Eine richtungsweisende Entscheidung könnte heute zur Gläubigerversammlung fallen.

 

Nicht genug der Schreckensmeldungen, denn nun wurde bekannt, dass Neoplan, der Vorzeigebetrieb der letzten Jahre schlechthin, Teile seiner Produktion nach Polen auslagern wird. Ein herber Schlag für die 580 Mitarbeiter. Sind die Busse bislang komplett in Plauen gefertigt worden, verliert das Werk nun einen Teil seiner Kompetenz. Der Bau der Rohkarossen soll möglicherweise künftig in einem polnischen Werk erfolgen. Eine so genannte kathodische Tauchlackierung könne dort erfolgen. Das Plauener Werk verfügt über eine derartige Anlage nicht.

 

Hinter den genannten Unternehmen stehen zum Großteil Zentralen mit Sitz in den alten Bundesländern. Lassen die Verantwortungsträger womöglich zu leichtfertig die Betriebe im östlichen Teil der Republik fallen, weil sich die Lohnkosten zwar nicht auf Westniveau befinden, aber immerhin 20 Jahre nach der Wiedervereinigung auch angestiegen sind? Zieht man deshalb weiter Richtung Osten?

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