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“Fabrik der Fäden” in Plauen: Textilgeschichte mit nationaler Bedeutung

Meilenstein in der vogtländischen Ausstellungslandschaft

Eintauchen in eine faszinierende Textilwelt, die vom Zauber der “Plauener Spitze” und der vogtländischen Textilchronik erzählt, das ist ab 12. November 2023 in der neuen “Fabrik der Fäden” möglich. Ein einzigartiges geschaffenes Erlebnismuseum, das durch seine Einmaligkeit und die spannende Geschichte des Manufakturgebäudes nationale Bedeutung einnimmt. Eine Millioneninvestition in den vogtländischen Tourismus.

Die “Fabrik der Fäden” ist ein Meilenstein in der vogtländischen Ausstellungslandschaft. Die offizielle Eröffnung wird am 12. November 2023 gefeiert. Nach fast 20 Jahren Findungsphase um einen zentralen Ort für die (Spitzenwelt) Geschichte der vogtländischen Textilindustrie in der Spitzenstadt, ist das Mammutprojekt am Ziel angekommen und wird nun endlich den Besuchern übergeben. Rund 20.000 Gäste werden im ersten Jahr erwartet.

Spitzenstadt.de wird in den nächsten Tagen ausführlich in “V.TV” über die Eröffnung der “Fabrik der Fäden” berichten.

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"Fabrik der Fäden" in Plauen: Textilgeschichte mit nationaler Bedeutung
“Fabrik der Fäden” in Plauen: Textilgeschichte mit nationaler Bedeutung

Entstanden ist ein modernes, interaktives Museum in der Elsteraue mit vielen baulichen und inhaltlichen Besonderheiten. Kleine und große Geschichten zu Haus, Bau und Ausstattung sind in diesem Artikel zusammengefasst.

Meilenstein in der vogtländischen Ausstellungslandschaft
Meilenstein in der vogtländischen Ausstellungslandschaft

Alt trifft Neu im Weisbachschen Haus

Beim Besuch der “Fabrik der Fäden” lohnt es sich nicht nur die Ausstellungsstücke anzuschauen, sondern den Blick auch nach oben schweifen zu lassen. Die Holzbalkendecke in einem der Räume wurde 1777 gebaut. Sie trifft auf die neue weiße Decke, deren Licht auf das alte Holz scheint.

Große Besucher aufgepasst! Beim Rundgang muss an manchen Stellen der Kopf eingezogen werden, wenn man von einem in den anderen Raum geht. Viele Durchgänge wurden mit ihrer geringeren Höhe aus der damaligen Zeit erhalten.

"Fabrik der Fäden" in Plauen: Textilgeschichte mit nationaler Bedeutung
“Fabrik der Fäden” in Plauen: Textilgeschichte mit nationaler Bedeutung

Auch das Fachwerk, das in vielen Räumen zu sehen ist, ist noch original aus dem Weisbachschen Haus. Es wurde aufbereitet und dient als optische Unterteilung der Räumlichkeiten. Der 250 Jahre alte Boden wurde stellenweise ebenfalls aufgearbeitet und neu verlegt – direkt neben dem neuen Holzboden.
Der angebaute Neubau grenzt sich im Inneren der Fabrik der Fäden sichtbar vom ursprünglichen Gebäude ab und zeigt so einmal mehr die Verbindung von Alt und Neu. Im Treppenaufgang sind die Dachfenster und die alte Fassade bestehen geblieben und geben dem Raum nun eine ganz besondere Atmosphäre. Die Verbindung von alten und neuen Elementen verleiht der Fabrik der Fäden ihren besonderen Charme. Geschichten aus vergangenen Zeiten verbinden sich so mit der Zukunft der Textilindustrie.

Alt trifft Neu im Weisbachschen Haus - Foto Chris Gonz
Alt trifft Neu im Weisbachschen Haus – Foto Chris Gonz

Textilgeschichte trifft auf modernes Ausstellungskonzept

Das Gebäude, in dem sich die Fabrik der Fäden befindet, hat eine lange Geschichte hinter sich. Vor 245 Jahren entstand in der Elsteraue ein modernes Wohn- und Wirtschaftsgebäude für eine Kattundruckerei. Dieses Gebäude wurde mehrfach erweitert und umgebaut. Es erhielt verschiedene Nutzungen und musste auch einige Schäden erleben. Trotzdem steht es nach wie vor als denkmalgeschütztes Haus als eindrucksvolle spätbarocke Manufakturanlage am Mühlgraben.

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Textilgeschichte trifft auf modernes Ausstellungskonzept - Foto Chris Gonz
Textilgeschichte trifft auf modernes Ausstellungskonzept – Foto Chris Gonz

Im Jahr 2020 begann die bauliche Sanierung des ältesten Gebäudeteils und die Errichtung eines Erweiterungsbaus, denn hier entsteht ein in Deutschland einmaliges Spezialmuseum zur Geschichte der vogtländischen Textilindustrie. Altes und Neues sind baulich geschickt miteinander verbunden, heben sich deutlich voneinander ab, ergänzen sich gegenseitig und bilden letztendlich eine Einheit.

In den Innenräumen der Fabrik der Fäden laufen die Vorbereitungen für die museale Ausstellung. Auch hier trifft Alt auf Neu, denn die historischen Exponate aus der Textilindustrie werden mit einem modernen Ausstellungsdesign verbunden. Zusammen mit dem estnischen Gestalterbüro KOKO wurde eine Ausstellung konzipiert, die eine lebendige und kommunikative Darstellung des Themas erreichen soll. Dabei sollen explizit junge Menschen angesprochen werden, um deren Interesse für die Textilgeschichte zu wecken.

Die Ausstellung versucht dabei die Wesensmerkmale der vogtländischen Industrie zu spiegeln: Innovation und Kreativität. Innovativ in der Konstruktion spezieller Maschinen und Arbeitstechniken, sowie kreativ in der Erfindung neuer Muster für Stickereien und Spitzen.

Große Maschinen und filigrane Spitze

Aus den umfangreichen Sammlungen des Vogtlandmuseums, des Spitzenmuseums und des Innovations- und Dokumentationszentrums Plauener Spitze mussten anschauliche Objekte ausgewählt werden, anhand derer die Ausstellungsinhalte für die “Fabrik der Fäden” gut erläutert werden können. Dies war eine kleine Herausforderung, da die Objekte der Textilgeschichte für den Laien gar nicht so leicht zu verstehen sind. Die Maschinen sind oft sehr komplex aufgebaut. Und woran erkennt man an einem kleinen Stoffstück, ob es als Tüll- oder Luftspitze hergestellt wurde?

Große Maschinen und filigrane Spitze - Foto Chris Gonz
Große Maschinen und filigrane Spitze – Foto Chris Gonz

Die Aussagekraft der Exponate wird unterstützt von einer mit modernen Medien ausgestatteten Gestaltung. In jedem Raum der “Fabrik der Fäden” wird es interaktive Stationen geben, die einen spielerischen Zugang ermöglichen sollen. Hinzu kommen aber auch inszenierte Räume und Ausstellungseinheiten, die eine zum Thema passende Atmosphäre vermitteln. Ein Aspekt, der sich durch das ganze Museum zieht, ist die Veränderlichkeit der Mode, auf die die Textilindustrie beständig reagieren musste. Wie stellt man diese grundlegende Vergänglichkeit dar, die Segen und Fluch zugleich war? Dies versucht das estnische Gestalterbüro KOKO beispielweise mit der Inszenierung eines auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 präsentierten Kleides zu schaffen. Das Kleid selbst existiert nicht mehr.

Es gibt nur wenige unscharfe Fotografien davon. Aber gerade dieses Spiel aus „Nicht-Mehr-Real“ aber „Doch-Noch-Irgendwie-Unscharf-Vorhanden“ wird in der Ausstellung zelebriert.

Ein Haus mit sichtbarer Geschichte

Nicht nur die Ausstellung der Fabrik der Fäden blickt zurück in die Vergangenheit. Auch das Gebäude selbst lässt Geschichte erlebbar machen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Weisbachsche Haus, in dem nun die Fabrik der Fäden einzieht, durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Teilweise sind diese Spuren noch heute sichtbar. Vor dem Gebäude, gerade einmal vier Meter von der Hausmauer entfernt, schlug damals eine Bombe ein. Deren Splitter trafen unter anderem die Mauer des Weisbachschen Hauses. Von außen ist bis heute zu sehen, welche Kräfte dort eingewirkt haben. Die Mauer ist an dieser Stelle deutlich verformt. Und auch im Inneren des Gebäudes sieht man in einem der Räume im Erdgeschoss, wie sich der gemauerte Pfeiler an der getroffenen Stelle nach innen neigt. Hier zeigt sich, welche Kraft ein Bombensplitter in sich trägt, aber auch, wie das Gebäude dessen standhält.

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Ein Gebäude mit Bezug zur Textilindustrie

Baustopp beim Weisbachschen Haus? Zum Glück ist das schon über 200 Jahre her. 1808 beantragte der damalige Eigentümer Ernst Wilhelm Conrad Gössel zwar ordnungsgemäß die baulichen Erweiterungen für die Einrichtung einer modernen Spinnerei, allerdings hielt er sich nicht ganz an die Bedingungen für die Genehmigung. Statt dem geforderten freien Zugang zum Mühlgraben, integrierte er lediglich einen sehr schmalen – heute noch begehbaren – Durchgang in seinen Neubau.

Ein Gebäude mit Bezug zur Textilindustrie - Foto Chris Gonz
Ein Gebäude mit Bezug zur Textilindustrie – Foto Chris Gonz

Daraufhin beschwerten sich die Anwohner. Da Gössel sich auf der Leipziger Messe befand und nicht Stellung beziehen konnte, verhängten die zuständigen städtischen Stellen einen sofortigen Baustopp. Bei einer Besichtigung der Verantwortlichen der Stadt wurde festgestellt, dass Gössel das Spinnereigebäude entlang des Mühlgrabens, der heutigen Bleichstraße 7, tatsächlich nahezu ausschließlich auf kommunalem Grund errichtet hatte. Da Gössel ein reicher, angesehener Bürger war, kam er ohne Strafe davon.

Er konnte im Nachgang das von ihm unrechtmäßig bebaute Land für einen Freundschaftspreis erwerben.
Im Jahre 2015 von der langjährigen, namenstiftenden Eigentümerfamilie der Stadt Plauen überantwortet, steht das Weisbachsche Haus im Rahmen der Kreierung der „Fabrik der Fäden“ nun erneut vor dem Abschluss baulicher Veränderungen. Äußerlich sticht hierbei vor allem die in die historische Front integrierte Glasfassade ins Auge, hinter der das Foyer und der größte Ausstellungsraum des neuen Plauener Textilindustriemuseums verortet sind.

Historisches in der Gegenwart entdecken

Neben großen Räumen mit imposanten Ausstellungsstücken gibt es auch immer wieder kleine Besonderheiten in der Fabrik der Fäden zu entdecken. Dazu gehört auch ein Glaskasten, der im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist:

Mit dem Bauprojekt von Gössel vor rund 200 Jahren sollten die Spinnerei und die Walkmühle durch ein weiteres Gebäude technisch-architektonisch verbunden werden. Die Spinnmaschinen sollten vom Wasserrad der Walkmühle, die am gleichen Mühlgrabenufer lag, angetrieben werden.

Historisches in der Gegenwart entdecken - Foto Chris Gonz
Historisches in der Gegenwart entdecken – Foto Chris Gonz

In der heutigen Fabrik der Fäden wird etwas versteckt an die damalige Nutzung des Gebäudes erinnert. Aus dem Altbau ragt ein Glaskasten heraus. An dieser Stelle führten Treppen in den Bach, damit die damaligen Arbeiter dort die gebleichten Stoffe auswaschen konnten. Dieses kleine Highlight stellt den Bezug der heutigen Fabrik der Fäden mit der Geschichte dieses Standorts her.

Ein barrierefreies Erlebnis

Ein barrierefreies Erlebnis - Foto Chris Gonz
Ein barrierefreies Erlebnis – Foto Chris Gonz

Um möglichst vielen Besuchern das Erlebnis zu ermöglichen, spielte das Thema Barrierefreiheit bei der Konzeption der Ausstellung eine große Rolle. So können sowohl kognitiv Beeinträchtigte als auch Gehörlose oder Schwerhörige und Gehbehinderte die Fabrik der Fäden erleben. Die Ausstellungsbeleuchtung kann an verschiedene Bedürfnisse angepasst werden, es gibt klare Gliederungen und Strukturen bei den Ausstellungsräumen und Untertitel werden bei Videos eingeblendet. Große Schrift und Kontraste unterstützen bei der Wahrnehmung der Inhalte. Durch breite Türen, einen Fahrstuhl, unterfahrbare Vitrinen, Wendemöglichkeiten und Rampen wurde ausreichend Bewegungsfreiheit für Rollstuhlfahrer geschaffen. Außerdem sorgen geschulte Mitarbeiter für eine geeignete Betreuung der Besucher. So steht einem inklusiven Besuchererlebnis nichts im Wege.

Auch von außen mit textilem Bezug

Im Inneren der Fabrik der Fäden dreht sich alles rund um Textilien, Fäden und Spitze. Doch auch von außen wird angedeutet, was sich in den Räumlichkeiten des Weisbachschen Hauses verbirgt. Auffällig ist vor allem die wellenartige Außenbekleidung aus Metall, die sich auf dem großen Glaskomplex Mühlgrabenseitig befindet.

Auch von außen mit textilem Bezug - Foto Chris Gonz
Auch von außen mit textilem Bezug – Foto Chris Gonz

Ziel war es, mit der Außengestaltung einen Bezug zur Ausstellung zu schaffen. Die mit den Lamellen angedeuteten Stoffbahnen erzeugen diesen textilen Hintergrund. Die Idee zu der Gestaltung hatte Neumann Architekten aus Plauen. Ursprünglich war ein Mineralwerkstoff als Material geplant. Letztendlich bestehen die vielen Einzellamellen aus Metall und wurden von einer Plauener Firma sondergefertigt und einzeln montiert. Dank der Unterstützung aus dem Sondervermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO) konnte unter anderem dieses Element der Fabrik der Fäden zu einhundert Prozent darüber finanziert werden.

Nicht alle Fenster sind aus Glas

Ein Haus mit sichtbarer Geschichte - Foto Chris Gonz
Ein Haus mit sichtbarer Geschichte – Foto Chris Gonz

Gleichmäßig und symmetrisch fällt die Fassade des Weisbachschen Hauses an der Bleichstraße ins Auge. Die Außengestaltung der Fabrik der Fäden ist schon seit einigen Wochen fertiggestellt. Eine Besonderheit fällt dabei nur den wenigsten auf: Insgesamt vier Fenster sind bei genauerem Hinsehen gar keine echten Fenster. An der Westseite (Böhlerstraße) wurden zwei rechteckige und ein rundes Fenster und an der Südseite (Bleichstraße) ein rechteckiges Fenster auf die Fassade aufgemalt. Fensterscheiben sucht man dort vergeblich. Diese Täuschung ist jedoch keine Idee der Architekten und Planer der Fabrik der Fäden gewesen.

An den Stellen waren in der gesamten Geschichte des Hauses noch nie Fenster eingebaut. Stattdessen war es damals im barocken Baustil typisch, dass Fenster aufgemalt wurden. So sollte die Ansicht gleichmäßig und einheitlich wirken. Um den damaligen Stil beizubehalten, wurde die Methode für die Fabrik der Fäden übernommen. Die Schwierigkeit für die Malerfirma lag darin, die Fenster so aufzumalen, dass sie auf die am häufigsten vorkommenden Lichtverhältnisse abgestimmt sind. Nur so kann der täuschend echt aussehende Effekt entstehen und wirken.

Abschluss der Bauarbeiten

Die Bauarbeiten in dem innovativen und interaktiven Museum zur Textilindustrie laufen seit 2020. Viel hat sich seitdem am und im Weisbachschen Haus verändert. Als letzte durchgeführte Baumaßnahme wurde Mitte Oktober im Haupttreppenhaus der Holzboden verlegt. Damit ist die Fabrik der Fäden baulich endgültig fertiggestellt. Der Boden besteht aus 20 Millimeter starken geölten Eichenholzdielen aus Nordhessen, verlegt von einer Parkettfirma aus dem Landkreis Zwickau.

Abschluss der Bauarbeiten - Foto Chris Gonz
Abschluss der Bauarbeiten – Foto Chris Gonz

Das Treppenhaus mit dem neu verlegten Holzboden ist eines von insgesamt vier Treppenaufgängen der Fabrik der Fäden und verbindet die drei Ausstellungsetagen. So ist mit dem modernen Ergänzungsbau auch eine komplett neue offene Treppe als Aufgang zwischen Alt- und Neubau entstanden. Das bestehende historische Treppenhaus konnte erhalten werden, entspricht jedoch nicht mehr den Standards eines Fluchttreppenhauses. Deshalb musste ein weiteres komplett neues Treppenhaus im Westflügel des Bestandsgebäudes eingebracht werden. Zusätzlich dient auch das nebenanliegende Bestandstreppenhaus der Bleichstraße 3 zur Flucht im Notfall.

Mehr zur Museumswelt finden Sie auf: www.fabrik-der-faeden.de

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