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Was macht eine Innenstadt interessant?

Neuer Einzelhandelsausschuss sucht Antworten

Die erste Amtshandlung des neu etablierten EH-Ausschusses der IHK Regionalkammer Plauen war eine Einladung und der Besuch des Stadtmarketing-Experten Christian Klotz aus Bad Reichenhall im Vogtland. Dabei ging es um die zentrale Frage: Was macht eine vogtländische Innenstadt für Bürger und Gäste interessant und anziehend? Ist es vordergründig die Schönheit alter Fassaden und neu gestalteter Plätze oder ist es die Vielfalt der Möglichkeiten und die Lebendigkeit der Menschen?

Sicherlich, so das Resümee, ist es für das Auge des Betrachters angenehm, eine saubere und ansprechende städtebauliche Umgebung vorzufinden. Doch Wohlfühlatmosphäre entsteht bekanntlich erst, wenn alle Sinne angesprochen werden. Sei es der Duft aus dem Café, der Klang der Stimmen und die Musik von Straßenmusikanten, die Möglichkeit zum treffen, reden, zum erleben. Menschen brauchen zu allererst Menschen, um sich wohlzufühlen. Verlorenheit auf noch so schönen Plätzen schafft Einsamkeit und Einsamkeit ist kein gutes Gefühl. In jedem Falle regt es nicht zum Wiederkommen an.

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Mit den wiederholten Worten „Schaffen Sie Unruhe!“ brachte es Stadtmarketing-Experte Christian Klotz auf den Punkt. Mit dem Blick eines Praktikers aus jahrelangen Erfahrungen als Stadtrat und ehrenamtlicher Vertreter der Händlerschaft sowie aus dem Besuch und der Analyse sehr vieler Städte in Deutschland und den Nachbarländern hat er die Städte Reichenbach, Markneukirchen, Bad Elster und Plauen besucht. Er mischte sich ein in die aktuellen Knackpunkte innerstädtischer und touristischer Entwicklungen, lobte und kritisierte mit dem Blick eines Kenners und Touristen, war unbequem aber stets sachlich und respektvoll.

In allen Städten ging es um die Bündelung von Funktionen in der Innenstadt, deren Verdichtung und bessere Erreichbarkeit sowie deren aktive Vermarktung nach außen. Mehr oder weniger steht in den besuchten Städten das Problem der verhältnismäßig zu geringen Verkaufsflächen in der Innenstadt, der Übermacht der Großflächen in Stadtrandlagen und Discounter. Während früher alle Einkaufslagen leben konnten, so Christian Klotz, sind es heute vorwiegend die sogenannten 1 A- Einkaufslagen mit der höchsten Kundenfrequenz.

Überall gehen Einwohnerzahlen zurück, fehlen jugendliche Kunden mit ihrer Frische und Leichtigkeit, ist die Kaufkraft ein zentrales Problem. Überall steht die Frage, wie die fußläufige Nahversorgung der älter werdenden Bevölkerung gesichert werden kann. Überall geht es darum, Wertschöpfung in der Stadt vor allem durch den Erhalt der traditionellen Stadtzentren als zentrale Versorgungszentren, als Marktplätze und Treffpunkt zu halten. Gutachterliche, konzeptionelle Grundlagen wie Einzelhandelskonzepte können dabei emotional geführte Diskussionen versachlichen und Investitionssicherheit bieten. Städtebauliche Vorhaben müssen neben stadtgestaltenden Aspekten vor allem von ihren Funktionen und Wirkungen heraus betrachtet werden, um nachhaltig positiv für die Stadtentwicklung zu wirken.

So plädierte Christian Klotz dafür, die Bedürfnisse der Menschen mit all ihren Sinnen in den Mittelpunkt zu stellen. „Was die Augen nicht sehen, da gehen die Füße nicht hin“. Aus diesem Blickwinkel heraus positionierte sich Christian Klotz auch bei seinem Folgebesuch in Plauen zu aktuell zugespitzten Diskussionen um die Öffnung der Fußgängerzone Bahnhofstraße für den Pkw-Verkehr und den Standort des geplanten Spitzenzentrums am Oberen Graben oder im Weißbachschen Haus. „Eine aktive Spitzenwelt, eine Verkaufswelt muss am richtigen Standort stehen, muss in die Innenstadt“, so seine Position und die Aufforderung an den Handelsausschuss, selbstbewusst für unternehmerisches Engagement in der Innenstadt aufzutreten. (ihk)

2012-06-30

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