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Plauen bangt um MAN-Standort

Schließungs-Angst im MAN-Werk in Plauen

Ungewisse Zukunft für das MAN Werk in Plauen. Schon wieder werden die Mitarbeiter am Standort mit Schließungsplänen konfrontiert. MAN will im Konzern insgesamt bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich streichen. Der Standort in Plauen steht dabei auf der Kippe und könnte geschlossen werden.

Kundgebung vor dem Werkstor von MAN in Plauen

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Eine Hiobsbotschaft für alle Mitarbeiter im (Neoplan)-Werk und schlechte Nachrichten für den Wirtschaftsstandort Plauen. Nach Schichtende protestierten am Freitagnachmittag Mitarbeiter vor dem Werkstor.

„Wir haben einen neuen Vorstand von MAN und der hat sich noch gar kein Bild von Plauen gemacht“, sagt eine Person vorm Tor. Nachvollziehen können die Menschen im Betrieb die Schließungsabsichten nicht. Der hochwertige Sonderausbau von Bussen laufe super, heißt es. Es ist nicht das erste Mal, dass Plauen geschlossen werden soll. 2015 war die Situation ähnlich. Damals rollte der letzte Neoplan-Bus aus Plauen aus dem Werk. Viele Beschäftigte wechselten anschließend weg aus dem Vogtland zu VW nach Zwickau oder zu Porsche in Leipzig. Ein Drittel blieb in Plauen. 150 Mitarbeiter bauen in der Spitzenstadt seit fünf Jahren individuelle Premium-Busse unter anderem für Fußballbundesligisten oder der Deutschen Nationalmannschaft.

Plauens Wirtschaftsförderer Eckhard Sorger spricht im MDR-Fernsehen von einer untragbaren Situation. Das werde man in Plauen nicht hinnehmen. Für die Gewerkschaft kam die Nachricht überraschend. Zwar wurden die Betriebsräte bereits Anfang der Woche in München informiert, aber von einer möglichen Werksschließungen war bisher keine Rede.

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„Der Standort Plauen war auf einem richtig aufstrebenden Ast. Die haben ein gutes Produkt, die haben ein hochmotivierte Belegschaft, die sich richtig ins Zeug gelegt hat und jetzt, wo sie zum ersten mal schwarze Zahlen geschrieben haben, kriegen sie diese Botschaft. Das versteht hier kein Mensch“, sagt Thomas Knabel von der IG Metall.

In Plauen wird nun auch auf die Unterstützung aus der sächsischen Staatsregierung gehofft. Zumal für den Umbau des Werkes in Plauen auch Fördergelder geflossen sind. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD):Es gibt noch keine Entscheidung von MAN. Es ist eine Ankündigung. Jetzt heißt es deutlich machen, warum dieser Standort erhalten bleiben muss. Wir kämpfen gemeinsam darum. Wir sind in Gesprächen mit Geschäftsleitung, Betriebsrat, Gewerkschaften und wollen dass dieser Standort gesichert wird. Die Zukunft der Mobilität setzt vielmehr auf Busse und deshalb brauchen wir auch diesen Standort.

MAN plant umfassende Neuaufstellung

Der MAN-Vorstand plant eine umfassende Neuaufstellung des Unternehmens. Ziel der konsequenten Neuausrichtung ist es, MAN Truck & Bus deutlich digitaler, automatisierter und nachhaltig profitabel zu machen. Außerdem gilt der Fokus künftig alternativen Antriebssystemen.

MAN Werk Plauen

Die Nutzfahrzeugbranche befindet sich im Umbruch. Dementsprechend vollzieht auch MAN eine grundlegende Transformation. Ab Mitte des Jahrzehnts soll MAN zu den führenden Nutzfahrzeugherstellern im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe zählen. Damit stellt MAN sicher, die verschärften CO2-Regularien der EU einzuhalten und wird seinem Anspruch als nachhaltiges und innovatives Unternehmen auch in Zukunft gerecht.Auf Basis heutiger Technologien und Strukturen wird ein erfolgreiches Geschäftsmodell bereits in wenigen Jahren kaum mehr möglich sein. Um jedoch weiter in die Zukunftsfelder alternative Antriebe, Digitalisierung und Automatisierung investieren zu können, muss MAN zunächst einen umfassenden Restrukturierungsprozess durchlaufen. Ziel ist eine nachhaltige Verbesserung der Ertragslage. Die Corona-Krise hatte die ohnehin angespannte Ertragssituation des Unternehmens weiter verschlechtert: Im ersten Halbjahr wies MAN Truck & Bus einen Verlust in Höhe von 387 Mio Euro aus.Zur Umsetzung der Transformationspläne hat die Unternehmensführung der Arbeitnehmerseite heute vertrauensvolle Gespräche angeboten.

Plauen steht zur Disposition

Die derzeitigen Überlegungen umfassen den Abbau von bis zu 9.500 Stellen in Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg. In diesem Zusammenhang sind teilweise Verlagerungen von Entwicklungs- und Produktionsprozessen an andere Standorte geplant. Damit stehen auch der Produktionsstandort Steyr sowie die Betriebe in Plauen und Wittlich zur Disposition. Details über eine sozialverträgliche Vorgehensweise sind Teil der Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung. (mar)

2020-09-11

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