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Ein Kleinod mit vielen Facetten

Kolumne

 

Das Malzhaus feiert in den nächsten Tagen zwanzigsten Geburtstag? Nicht wirklich, es jährt sich vielmehr zum zwanzigsten Mal die „Wiedergeburt“ nach der erzwungenen Schließung des „konterrevolutionären Zentrums – Club Malzhaus“ im Juli 1982 durch die Staatsmacht der damaligen DDR.

 

Das historische Gebäude hat eine lange Geschichte die im Jahre 1720 beginnt. Zu dieser Zeit wurde durch die Plauener Bürgerschaft beschlossen, dass auf den Resten der alten Eversteinschen Burg ein Malzhaus errichtet wird. In dreijähriger Bauzeit entstand das städtische Malz- und Brauhaus mit seinem mächtigen Walmdach, so wie wir es heute noch kennen. Heimatvereinen und engagierten Bürgern haben wir es zu verdanken, dass das Gebäude im Jahre 1899 nicht abgerissen wurde. In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Mieter häufig.

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1972 beginnen die wilden Jahre. Mitglieder des Singeclubs „Salaspils“ renovieren in Eigenregie die Kelleräume, um sie mit Genehmigung der Stadt zu nutzen. Im August 1973 gründet sich der „Club Malzhaus“, welcher in den nächsten Jahren bei den Staatsorganen für mächtig Kopfschmerzen sorgen wird. Podiumsdiskussionen, Kunstgespräche, Lesungen, Konzerte wurden veranstaltet. Man verweigerte sich der politischen Einflussnahme der Staatsorgane. Der „Club Malzhaus“ entwickelte sich zu einer festen Größe der Plauener Kulturszene. So hatte man sich das, allen voran die Staatssicherheit, nicht vorgestellt. Es galt zu handeln, denn hier entstand eine konterrevolutionäre Keimzelle. Die Staatssicherheit lief zu Höchstform auf und schleuste 45 IM´s ein. Mitte der 70er Jahre war das Malzhaus zum Ausgangspunkt für die Folkszene in der DDR geworden. 1979 gründete sich die Folkband „Landluper“.

 

Im Juli 1982 wurde das Malzhaus, aufgrund von angeblichen Rekonstruktionsarbeiten, durch die Staatsorgane geschlossen. Erst zur Zeit der politischen Wende im Oktober 1989 setzte sich eine Bürgerinitiative für die kulturelle Wiederbelebung des Malzhauses ein. 1990 konnte der regelmäßige Veranstaltungsbetrieb wieder aufgenommen werden. Zahlreiche Sanierungsarbeiten wurden in den kommenden Jahren durch die Stadt am Malz- und Brauhaus durchgeführt. Im Herbst 1995 wurde die Malzhausgalerie mit Unterstützung des Kunstvereins Plauen-Vogtland e.V. eröffnet. Ein Jahr später konnte ein Dolby-Surround-Kino in der Galerie eröffnet werden. 1998 kommt mit der Eröffnung des Restaurants „Blauer Engel“ ein weiterer Baustein im Kulturzentrum Malzhaus hinzu.

 

In den zurück liegenden knapp 40 Jahren hat das Malzhaus eine wechselvolle Geschichte hinter sich und ist zu einem wichtigen Teil des Kulturlebens der Stadt Plauen geworden. Zu zahlreichen Veranstaltungen wie dem FolkHerbst, Openair-Konzerten, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Filmvorführungen konnte das Malzhaus weit über eine Million Besucher empfangen und ist längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

 

Man kann darüber spekulieren, ob nicht der Anfang der Friedlichen Revolution schon weitaus früher als im Jahr 1989 begann, ob nicht schon erste Impulse durch den „Club Malzhaus“ gegeben wurden und in Plauen nicht zufällig die erste Großdemonstration am 7. Oktober 1989 in der damaligen DDR stattfand.

 

2010-03-17

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