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Ivan Steiger bekommt e.o. plauen-Preis

„Oscar der Cartoonisten“ wird verliehen

Tomi Ungerer hat einen. F. K. Waechter, Paul Flora, Robert Gernhardt und Jean-Jacques Sempé ebenfalls. Ivan Steiger kriegt einen. In diesem Jahr, im September.

Was alle gemein haben? Ihnen wurde der renommierte e.o. plauen-Preis verliehen. Er wird auch als „Oscar der Cartoonisten“ bezeichnet und honoriert die Arbeit und die Werke bedeutender Zeichner. Erstmals wurde er 1995 vergeben, danach alle drei Jahre. Neben dem „Preis zum Hinstellen“ – ein stilisierter Notizblock samt Bleistift, auf dem Vater und Sohn thronen –, ist der Preis mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro verbunden. Vergeben wird der Preis gemeinsam von der e.o.plauen-Gesellschaft und der Stadt Plauen, seit der vergangenen Preisverleihung im Jahre 2008 im Rahmen einer Gala-Veranstaltung im Vogtlandtheater. Am 22. August startete der Vorverkauf für den diesjährigen Galaabend am 24. September, 19.30 Uhr im Vogtlandtheater.

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In diesem Jahr also wird Ivan Steiger geehrt werden, der Regisseur, Autor, Maler und natürlich Karikaturist. Sammler ist er auch, zwei Spielzeugmuseen gehören ihm – eins in Prag, eins in München.

Zeitungslesern ist der Künstler als Zeichner der FAZ bekannt, über 9000 Karikaturen wurden hier bislang publiziert, eine Zusammenfassung präsentiert die Publikation „Das Beste aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ von Eduard Beaucamp. Geboren 1939 in Prag, hatte Ivan Steiger zuerst nur den Film im Sinn: Filmschule in Cimelice, Fakulta Akademie MuzickychUmeni (FAMU) in Prag (Ausbildung zum Film- und Fernsehdramaturgen und Regisseur). Während des Studiums der Literatur bei Milan Kundera schrieb er Erzählungen, später Drehbücher für Kurzfilme und das Fernsehen, dann Bücher für kleine und große Leute. Seit 1966 ist Ivan Steiger vor allem Karikaturist, macht Zeichentrickfilme, illustriert und publiziert Bücher mit seinen Zeichnungen. In der Reihe von bis jetzt 21 Büchern sind die gezeichneten Essays zu Themen aus dem Alten und Neuen Testament „Ivan Steiger sieht die Bibel“ und „Gottes Auge ist überall“ Höhepunkte. Seit 1977 dreht er als Autor und Regisseur Dokumentar- und Trickfilme für Kino und Fernsehen. Ivan Steiger hat einen zweiteiligen Film über Erich Ohser gedreht, der im Jahr 1987 im ZDF zu sehen war.

2009 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 1985 entstanden erste Acrylbilder. Ivan Steiger lebt seit 1968 in der Bundesrepublik Deutschland. Seine große Spielzeugsammlung ist seit 1983 für die Öffentlichkeit zugänglich, ein Museum befindet sich am Marienplatz in München, ein zweites auf der Burg Hradschin in Prag.

Friedrich Karl Waechter, Jahrgang 1937 und 2005 verstorben, war der erste e.o.plauen-Preisträger, gehörte der Frankfurter Schule an, war einer der Gründer der Satirezeitschrift „pardon“ (1962 bis ´66) und freischaffender Zeichner für die „Titanic“, „Die Zeit“, „Twen“ und „konkret“. Er schrieb Theater- und Filmproduktionen für Kinder, führte Regie, erfand Kinderspiele und schrieb Kinderbücher. Als Zeichner liebte er den poetischen Nonsens, die überragende, oft absurde Pointe und kommentierte mit seinen Zeichnungen menschliche Schwächen und Peinlichkeiten. Er erhielt 1995 den e.o.plauen-Preis.

1999 wurde Professor Paul Flora (*1922, † 2009) mit dem „Oscar der Cartoonisten“ ausgezeichnet. Der Österreicher studierte an der Akademie der Künste München, war Mitglied des Art-Clubs und präsentierte seine Arbeiten in vielen Ausstellungen. Bücher folgten, seit 1957 zeichnete er für „Die Zeit“. Insgesamt schuf er hierfür über 3.000 politische Zeichnungen. Er entwarf Bühnenbilder für das Deutsche Schauspielhaus Hamburg und das Akademietheater in Wien.

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Die Otto-Filme sind einem breiten Publikum bekannt. Woher die Texte stammen? Aus der Feder von Robert Gernhardt (*1937, † 2002). Er wurde 2002 mit dem e.o.plauen-Preis ausgezeichnet. Nach dem Studium der Malerei und der Germanistik in Stuttgart und Berlin (Ende der 1950er) wurde er bekannt als Maler, Schriftsteller, Satiriker, Cartoonist und Romancier. Seit 2008 gibt es außerdem einen Robert-Gernhardt-Preis, der hessischen Autoren verliehen wird.

Ein Provokateur, Zeichner wilder Kopfwelten: das ist Tomi Ungerer, der 2005 den e.o.plauen-Preis erhielt. 1931 in Straßburg geboren, lernte er unter deutscher Besetzung die deutsche Sprache. Als Jugendlicher erwanderte er sich die Welt, lebte lange Zeit in den USA, kehrte später zurück nach Europa und lebt jetzt in Irland. Erste Zeichnungen veröffentlichte er im ›Simplizissimus‹, trat in die Ecole Municipale des Arts Décoratifs in Straßburg ein, wo er nach einigen Monaten höflichst gebeten wurde, doch wieder zu gehen. 1956 landete Ungerer mit 60 Dollar in der Tasche in New York. Er wurde über Nacht zum Star, als Karikaturist, Illustrator und Kinderbuchautor erschienen von ihm in zehn Jahren mehr als 80 Bücher, als Werbegraphiker machte er Kampagnen z. B. für Willy Brandt oder die ›New York Times‹. 2003 erhielt er im Europarat den Erich-Kästner-Preis und ist Sonderbotschafter des Europarates für „Kinder und Erziehung“, 2004 folgte die Ehrendoktorwürde der Universität Karlsruhe.

Vor drei Jahren, 2008 also, erhielt Jean-Jacques Sempé den Cartoonisten-Oscar. Der mit Ungerer bekannte und verbundene Franzose, 1932 in Bordeaux geboren und heute in Paris lebend, karikierte für Paris Match, Punch, Marie-Claire und ab 1969 im L’Express. Ab 1978 arbeitete er für den New Yorker, zeichnete dort mehr als 50 Covers und zahlreiche Karikaturen. Unumgänglich ist es, zusammen mit Sempé Namen wie René Goscinny, Patrick Modiano und Patrick Süskind zu erwähnen. Ohne sie wären Figuren wie der kleine Nick und Herr Sommer undenkbar.

e.o.plauen: Ein Tag der Ehrerweisung an den bedeutenden Sohn der Vogtlandstadt_ Mit der Vergabe des e.o. plauen Preises und des e.o. plauen Förderpreises möchte die Stadt Plauen einerseits Erich Ohser, sein Leben, sein Werk und Wirken ehren und andererseits „e.o. plauen“ als Sohn der Stadt Plauen im Gedächtnis bewahren.

Die e.o. plauen-Gesellschaft

Die e.o. plauen-Gesellschaft wurde am 2. Oktober 1993 gegründet. Prof. Dr. Willi Daume, ehemaliger Präsident des NOK für Deutschland, Dr. Rolf Magerkord, Oberbürgermeister a.D. der Stadt Plauen sowie Christian H. Ohser, Sohn Erich Ohsers, gehörten unter anderem zu den Gründungsmitgliedern der e.o. plauen-Gesellschaft, die ihren Sitz in Plauen hat. Erster Präsident der Gesellschaft war der inzwischen verstorbene Willi Daume, dessen Nachfolge am 29. September 1997 der ehemalige Bundesaußenminister, Prof. Hans-Dietrich Genscher antrat. Gegenwärtiger Präsident ist Dr. Karl Gerhard Schmidt. (pl)

2011-08-28

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