- Mittwoch, 28 Mai 2025, 08:10 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
Kriminalstatistik: 24 Prozent aller Straftaten im Vogtland geschehen in Plauen
Anstieg bei Messerangriffen, Jugendgewalt und Internetkriminalität – Polizei sieht strukturelle Herausforderungen
Im Vogtland werden wieder mehr Straftaten registriert: 11.530 Delikte erfasste die Polizei 2024 – vor allem Gewaltdelikte nahmen zu. Plauen bleibt Kriminalitätsschwerpunkt der Region. Die Polizei reagierte mit gezielten Maßnahmen, doch die Gesamtaufklärungsquote konnte nicht verbessert werden. Die Statistik zeigt auch: Jugendkriminalität ist weiter auf dem Vormarsch, während Rauschgift-Delikte seltener wurden.

Leicht steigende Fallzahlen im Vogtland – Plauen mit höchster Belastung
Die Zahl der erfassten Straftaten im Vogtlandkreis lag im vergangen Jahr bei 11.530 und damit leicht über dem Vorjahresniveau (2023: 11.518). Die Häufigkeitszahl stieg entsprechend auf 5.215 Fälle je 100.000 Einwohner. Damit verzeichnete der Vogtlandkreis eine höhere Kriminalitätsrate als der benachbarte Landkreis Zwickau.
Besonders auffällig bleibt die Stadt Plauen. Rund 24% aller im Vogtland registrierten Straftaten wurden hier begangen. Bezogen auf die Einwohnerzahl ergibt sich für Plauen mit 9.491 Fällen pro 100.000 Einwohner erneut die höchste Kriminalitätsbelastung im Direktionsbereich Zwickau. In Zwickau selbst erhöhte sich die Häufigkeitszahl auf 7.480 Straftaten pro 100.000 Einwohner.
54 Messerangriffe in Plauen 2024 registriert
Die Zahl der Messerangriffe stieg im Vogtlandkreis weiter an. Letztes Jahr wurden 54 solcher Taten in Plauen gezählt, so viele wie in keiner anderen Kommune des Direktionsbereichs. Die Grafik zeigt die Entwicklung der Zahlen zurück bis 2020. Die Stadt Plauen ist in Hellblau dargestellt.

Aufklärungsquote insgesamt rückläufig
Im Jahr 2024 wurden im Vogtland 6.975 Straftaten aufgeklärt, was einer Quote von 60,5% entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr (60,4%) blieb der Wert nahezu gleich, doch im gesamten Direktionsbereich der Polizei Zwickau ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen: Die Gesamtaufklärungsquote sank von 61,0 auf 59,9%. Damit wurde ein neuer Tiefststand seit Jahren erreicht.
Einzige Ausnahme bilden Gewaltdelikte. In diesem Bereich stieg die Aufklärungsquote im Vogtland auf 92,9%. Auch die Zahl der erfassten Gewaltverbrechen nahm zu: 325 Fälle bedeuten einen deutlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2023: 302).
Jugendkriminalität und Messerangriffe nehmen zu
Erstmals weist die Polizeistatistik die Beteiligung junger Tatverdächtiger gesondert aus: 23,5% aller Beschuldigten im Direktionsbereich waren unter 21 Jahre alt, bei Gewaltkriminalität lag ihr Anteil sogar bei 39%. In Plauen rückte 2024 erneut der Postplatz in den Fokus der Sicherheitsbehörden. Der innerstädtische Bereich war im Laufe des Jahres mehrfach Schauplatz von Gewalt- und Eigentumsdelikten, vor allem durch jüngere Tatverdächtige. Eine auffällige Häufung von Vorfällen im Herbst führte zur Gründung der Ermittlungsgruppe „Aura“, die gezielt gegen jugendliche Mehrfach- und Intensivtäter vorgeht. Dabei arbeitet die Polizei mit städtischen und sozialen Einrichtungen zusammen. Um die Situation nachhaltig zu verbessern, setzt die Stadt inzwischen auch auf präventive Maßnahmen. Ein Beispiel dafür ist die „Villa Postplatz“, ein sozialpädagogisches Zentrum, das gefährdete Jugendliche frühzeitig erreichen soll.
Rauschgiftkriminalität geht zurück
Deutlich rückläufig zeigte sich hingegen die Rauschgiftkriminalität. Insgesamt 93 Fälle wurden 2024 im Vogtland registriert, ein Rückgang von mehr als 40%. Die Polizei führt dies vor allem auf das neue Konsumcannabisgesetz zurück. Auch bei anderen Betäubungsmitteln wie Crystal oder Ecstasy sanken die Sicherstellungsmengen.
Kinderpornografie auf hohem Niveau
Im Bereich Kinderpornografie erfasste die Polizeidirektion Zwickau im Betrachtungszeitraum 318 Fälle. Damit bewegen sich die Fallzahlen seit mehreren Jahren auf hohem Niveau. Die Aufklärungsquote bei Fällen von Kinderpornografie lag im Jahr 2024 bei 96,9%.
Cybercrime und Internetdelikte weiter im Aufwind
Zunehmend verlagern sich Delikte in den digitalen Raum. Im gesamten Direktionsbereich wurden 2.302 Straftaten mit dem Tatmittel Internet registriert, davon ein erheblicher Teil auch im Vogtland. Hinzu kamen 2.896 sogenannte Auslandstaten, bei denen die Täter aus dem Ausland agierten, die Opfer aber in der Region wohnhaft sind. Diese Auslandstaten werden nicht in der klassischen Kriminalstatistik (PKS) gezählt, da der Tatort außerhalb des Zuständigkeitsbereichs liegt. Dennoch sind sie sicherheitsrelevant und wurden 2024 erstmals separat ausgewiesen.
Wohnungseinbruchdiebstahl und Kraftwagendiebstahl
Die Fälle von Wohnungseinbruchdiebstahl und Kraftwagendiebstahl nahmen im vergangenen Jahr zu, bewegen sich im Zehnjahresvergleich aber dennoch auf niedrigem Niveau. Die Aufklärungsquote stieg in beiden Bereichen. Insgesamt wurden 230 Wohnungseinbruchdiebstähle angezeigt, von denen 29,6% aufgeklärt werden konnten. Zu den 96 Kraftwagendiebstählen (einschließlich des unbefugten Gebrauchs) konnten in 61,5% der Fälle Tatverdächtige ermittelt werden, was die höchste Aufklärungsquote der vergangenen zehn Jahre darstellt.
Politisch motivierte Straftaten deutlich gestiegen
Im Jahr 2024 registrierte die Polizei 979 Fälle politisch motivierter Kriminalität, ein Anstieg um 71%. Besonders stark fiel der Zuwachs im Bereich der rechtsmotivierten Propagandadelikte aus. Auch Angriffe auf Politiker, Parteien und Wahlveranstaltungen nahmen zu, nicht zuletzt im Zusammenhang mit den Europa-, Landtags- und Kommunalwahlen. Die Aufklärungsquote stieg leicht auf 39,2%.
„Was hinter den Zahlen steht, ist entscheidend“
Polizeipräsident Dirk Lichtenberger betonte bei der Vorstellung der Statistik, dass die Zahlen lediglich das sogenannte „Hellfeld“ abbilden, also nur angezeigte Straftaten erfassen. Das Dunkelfeld sowie das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung seien darin nicht enthalten.
„Entscheidend ist, was hinter den Zahlen steht. Welche Auswirkungen haben Straftaten auf das Leben der Menschen vor Ort?“
Dirk Lichtenberger, Polizeipräsident
Als positives Beispiel nannte er die erfolgreiche Arbeit der Sonderermittlungsgruppe „Aura“ in Plauen.