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Plauens Ehrenbürgerin Ruth Müller-Landauer im Alter von 93 Jahren gestorben

Tanzpädagogin, Ehrenbürgerin, Plauener Neideitel und ein echtes Original der Spitzenstadt

Sie gehörte zu den schillernden Gesichtern der Stadt Plauen: Ruth Müller-Landauer. Die erste Ehrenbürgerin der Spitzenstadt ist am Freitag mit 93 Jahren im Krankenhaus friedlich eingeschlafen. Die bekannte Tanzpädagogin, die auch als Plauener Neideitel bekannt war, sei in letzter Zeit etwas kränklich gewesen, heißt es von Sohn Ulrich Müller in einem Bericht der Freien Presse.

Im Film “Plauen 900 – Die Geschichte der Spitzenstadt” gab das Plauener Original im Herbst vergangenen Jahres sein letztes Interview. Sie wird eine Lücke in der Stadtgesellschaft hinterlassen, wie Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner unterstreicht: „Es ist unfassbar, dass sie jetzt nicht mehr da sein soll. Mit großer Traurigkeit habe ich den Verlust unserer Ehrenbürgerin Ruth Müller-Landauer zur Kenntnis nehmen müssen. Mein großes Mitgefühl gilt in diesen schweren Stunden ihrer Familie und engen Angehörigen. Sie wird uns allen sehr fehlen.“

Ruth Müller-Landauer war besonders durch die Pflege des vogtländischen Brauchtums und der Trachtenmoden weit über ihre Heimatstadt hinaus bekannt, regelmäßig stellte sie die Traditionsfigur der „Neideiteln“ dar. Und geradezu undenkbar wäre die Plauener Vereinslandschaft ohne sie gewesen: Generationen junger Tanzbegeisterter brachte sie unter anderem in ihrem Verein „Vergissmeinnicht“ das Einmaleins des Tanzes bei.

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Sie ist im Jahr 2019 die erste Ehrenbürgerin der Stadt Plauen geworden – und dort wie auch im ganzen Vogtland überaus bekannt: Ruth Müller-Landauer. Schon mehrere Generationen haben bei der Tanzpädagogin ihr Rüstzeug für Bühne und Parkett mit auf den Weg bekommen. Denn ihre große Leidenschaft wurde bereits im Alter von zehn Jahren im Kinderballett des Theaters erweckt und ist seither nie wieder eingeschlafen.

Ihr Markenzeichen: Unerschütterlicher Optimismus, kecker Mut, schalkhafter Witz und schier endlose Energie. 1929 in Plauen geboren, verdiente sie schon früh ihr eigenes Geld, ging in der Nachkriegszeit tingeln und wurde als Soubrette engagiert.

Ruth Müller-Landauer leitete etliche Tanzgruppen und gründete nach der Wende schließlich einen ein Tanzverein für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie Menschen mit Handicapden. Der Name: „Vergissmeinnicht“, spontan benannt nach ihrer Lieblingsblume. Den gleichen Titel trägt auch die Biografie, die anlässlich ihres 90. Geburtstags und zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde 2019 erschienen ist. Darin zeichnet Autor Hans Markus Schneider den wechselvollen Lebensweg einer wahrhaft außerge-wöhnlichen Frau nach, deren illustre Erinnerungen bis in die frühe Kindheit reichen und von dramatischen wie spannenden, romantischen wie lustigen Momenten berichten.

Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg

Eine Nacht hat Ruth Müller-Landauer nie vergessen: Die vom 10. auf den 11. April 1945. Als 15-Jährige erlebte sie den schwersten Luftangriff auf ihre Heimatstadt. Sie schaffte es mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Geschwistern gerade so noch in einen Bierkeller unter dem Schlosshang wie schon mehrere Male zuvor auch. Die Erde bebte, als das Schloss obendrüber zerbombt wurde. Die schreckliche Angst in diesem Moment beschrieb sie nach einem Besuch im Luftschutzmuseum Meyerhof 77 Jahre später in ihrem letzten Interview mit einem Satz: “Es war furchtbar”.

Kleine Frau ganz groß!

„Kleine Frau ganz groß!“, urteilen ihre Zeitgenossen, die neben Familienangehörigen in dem Buch ebenfalls zu Wort kommen. Komplettiert wird die Ausgabe mit zahlreichen Fotos und künstlerischen Illustrationen der Herausgeberin Ines Falcke.

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Die im Eigenverlag erschienene erste Auflage des Buches ist vergriffen. Etwaige Nachbestellungen können per E-Mail an diese Adresse geschickt werden: ines@falcke.org.

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