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Plauen hält an Sparplänen für Theater fest

Landkreise sollen sich an Finanzierung beteiligen

120214 TheaterDas Theater Plauen-Zwickau könne dauerhaft nur erhalten werden, wenn eingefahrene Gleise verlassen, neue Wege gegangen und strukturelle Änderungen angegangen werden. Das meinen die Oberbürgermeister von Plauen und Zwickau, Ralf Oberdorfer und Dr. Pia Findeiß.

„Der Entwurf des neuen Grundlagenvertrages, wie er am 18. Dezember im Zwickauer Stadtrat und anschließend im Januar in Plauen beraten werden soll, legt hierfür langfristig bis zum Jahr 2020 den finanziellen Rahmen fest.

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Die politischen Gremien in beiden Städten sind in der Verantwortung, einen Finanzrahmen vorzugeben, der alle Aufgaben der Stadt ausgewogen berücksichtigt. Erst, wenn der finanzielle Rahmen feststeht, folgt die Strukturdiskussion, bei der alle kreativen und konstruktiven Köpfe gefragt sind.“

Die Oberbürgermeister betonten, dass die Gesellschafter nicht verlangen, konkrete Sparten zu schließen. „Es geht darum, ein modernes und finanzierbares Modell zu entwickeln, das nach wie vor produzierendes Theater enthält.“

Blick auf andere Theater

Wie Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer darlegte, belege der Blick auf andere Theater in Sachsen, dass ähnliche Einrichtungen mit wesentlich weniger Geld auskämen. Das Theater Plauen-Zwickau habe im Jahr 2012 Zuschüsse in Höhe von insgesamt ca. 18,2 Mio. Euro erhalten.

Der Aufwand beim Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau lag, nach der Stadt Plauen vorliegenden Informationen, hingegen bei rund 13.3. Mio. Euro, beim Mittelsächsischen Theater und Philharmonie Döbeln/Freiberg bei 10, 7 Mio. Euro. „Diese Theater sind produzierende Mehrspartentheater und bieten auch Musiktheater an. Allerdings sind, wie bei allen Theatern kreisangehöriger Städte in Sachsen, die jeweiligen Landkreise Mitgesellschafter. Die Theater befinden sich zwar in den Städten, Theater wird jedoch für die gesamte Region angeboten. Daher ist es legitim, die Landkreise Vogtlandkreis und Zwickauer Land mit ins Boot holen zu wollen. Als Mitgesellschafter können sie auch mitbestimmen. Das ist unser Angebot“, so der Plauener OB.

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Die Städte Plauen und Zwickau leisteten derzeit mit 54,47 Euro bzw. 48,74 Euro bezogen auf die Einwohnerzahl den größten Zuschuss. Der Anteil pro Einwohner liege bei anderen kreisangehörigen Städten im Freistaat zwischen 39,21 Euro und 3,97 Euro.

Mehr Geld benötigt als geplant

Nicht unerwähnt dürfe bleiben, dass das Theater Plauen-Zwickau in den vergangenen Jahren weder mit den Zuschüssen im 2011 beschlossenen Grundlagenvertrag auskam noch die Vorgaben des Strukturkonzeptes einhalten konnte. Regelmäßig waren nach Ablauf des Geschäftsjahres Ergebnisfehlbeträge zu kompensieren, um eine bilanzielle Überschuldung der gemeinsamen Gesellschaft abzuwenden. Allein die Stadt Zwickau musste seit 2010 jährlich zwischen 620.000 und 1,3 Mio. Euro zusätzlich aufwenden, Plauen zwischen 500 000 Euro und einer Million Euro.

Seit mindestens zweieinhalb Jahren sei bekannt gewesen, dass für das Theater Plauen-Zwickau ein neues und auf Nachhaltigkeit angelegtes Konzept erforderlich sei. Die grundlegenden Probleme wurden beispielsweise in einer erweiterten Aufsichtsratssitzung thematisiert, die bereits im April 2012 stattfand und an der unter anderem der Geschäftsführer sowie der Intendant teilnahmen. Die Vertreter der Gesellschafter, Plauens Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer und Zwickaus Finanz- und Kulturbürgermeister Bernd Meyer, hatten schon damals ausdrücklich auf Änderungen aufmerksam gemacht. „Leider hat die Theaterleitung nicht mit konstruktiven Konzepten, die den Fortbestand des Theaters sichern, reagiert“, stellten Oberdorfer und Findeiß fest.

Oberbürgermeisterin Dr. Pia Findeiß erläuterte weiterhin, dass man als Mitgesellschafter von der Vorgabe Plauens ausgehen musste, ab 2018 nur noch 2 Mio. Euro bezahlen zu können. Entgegenkommen gegenüber der Nachbarstadt und dem Theater habe die Stadtverwaltung bewiesen, indem man dem Stadtrat vorschlage, den Verteilungsschlüssel zu ändern. Bisher wurden die Zuschüsse von Zwickau und Plauen im Verhältnis 56:44 bezahlt, ab 2016 solle es 60:40 erfolgen. Dies begründe sich in der Einwohnerzahl und der unterschiedlichen Finanzkraft beider Städte. Sie schätzt außerdem ein, dass selbst die bisherigen Zuschüsse in ihrer Höhe auf Dauer nicht zu finanzieren seien oder zu Lasten anderer Leistungen gingen. Zu bedenken sei dabei, dass sich die finanzielle Ausstattung der Kommunen verschlechtere. Gerade das Auslaufen des Solidarpaktes II sowie die anstehende Neuordnung des Länderfinanzausgleiches spielen hier eine Rolle.

Sie wies außerdem auf die Verhältnismäßigkeit der Zuschüsse hin. So werde jeder Theaterbesuch von den Städten Plauen und Zwickau derzeit mit durchschnittlich gut 50 Euro subventioniert – unabhängig davon, über welches Einkommen der jeweilige Gast verfüge. Rechne man die Kulturraummittel hinzu, würde jeder Besuch mit etwa 100 Euro aus öffentlichen Mitteln bezuschusst.

Verschiebung der Beschlussvorlage wenig sinnvoll

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Die beiden Oberbürgermeister betonten abschließend, dass eine Verschiebung der Beschlussvorlage wenig Sinn mache. „Die eigentliche Arbeit beginnt erst nach dem Beschluss des finanziell Machbaren. Mit dem Grundlagenvertrag wird Theater in Plauen und Zwickau bis Ende 2020, das heißt für die nächsten sechs Jahre, finanziell gesichert. Statt der bisher geleisteten 8 Millionen Euro sieht der neue Grundlagenvertrag die schrittweise Senkung der Zuschüsse vor. Ab 2018 hätte das Theater pro Jahr einen Zuschuss in Höhe von 5 Millionen Euro vor: 2 Millionen Euro Plauen, 3 Millionen Euro Zwickau. Hinzu kommt der Zuschuss des Kulturraumes in Höhe von 7,5 Millionen Euro. 2018 hätte das Theater somit dann ein Jahresbudget von 12,5 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist eine Basis, andere Theater machen es uns vor. Für die Entwicklung einer modernen und kreativen Theaterstruktur stehen die kommenden zwei Jahre zur Verfügung. Ausdrücklich appellieren wir daher an alle – Stadt- und Kreisräte, Aufsichtsrat, Theaterleitung und Beschäftige sich konstruktiv bei der Entwicklung von Lösungsvorschlägen einzubringen.“

Keine Gespräche mit Generalintendant May

Der Vorstand des CDU-Stadtverbandes tagte am Freitag zu einer Sondersitzung zum Thema weitere Finanzierung des Theaters Plauen-Zwickau. Der Vorstand beauftragte daraufhin seinen Vorsitzenden Frank Heidan mit dem Generalintendanten Roland May ein Gespräch zu führen, wie die Entscheidung zur Schließung des gesamten Musiktheaters und der Reduzierung auf zwei Sparten (Schauspiel und Puppentheater) überhaupt zu Stande kam. Frank Heidan wurde erschreckend mitgeteilt, dass derartige Gespräche seit Sommer mit den Verantwortlichen im Theater nicht geführt wurden teilt die CDU Plauen mit.

“Aus unserer Sicht müssen die Oberbürgermeister aus beiden Städten endlich mit Gesprächen mit den Verantwortlichen des Theaters beginnen, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Erst wenn das geschehen ist, kann in den Stadträten beider Städte eine solide Entscheidung getroffen werden“, so Heidan.

„Es besteht die dringende Gefahr, dass dies der Anfang vom Ende unseres traditionsreichen Vogtlandtheaters ist“, befürchtet CDU-Fraktionsvize Prof. Lutz Kowalzick. Es sei ein Fehlweg, zu glauben, ein Theater mit zwei Sparten sei langfristig zu halten.

„Am Ende geben wir Millionen für Abfindungen aus, um mit kulturell leeren Händen da zu stehen“, mutmaßt Kulturausschuss-Mitglied Kowalzick. „Eine Zustimmung zu einem gleichlautenden Beschlussantrag wie in Zwickau ist von der CDU-Fraktion in Plauen wohl eher nicht zu haben“, mutmaßt Steffen Zenner. Einhellig vertritt die Fraktion deshalb die Auffassung, dass die „Ehe“ mit dem Zwickauer Theater als gescheitert zu betrachten ist. Aus diesem Grunde gibt es zur Stadtratssitzung am Dienstag kommender Woche einen Antrag der Fraktion, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, unverzüglich die strukturellen Pläne detailliert darzulegen, zu erklären, welches Personal an die Sitzkommune Plauen zurückfällt und vor allem, wie der Oberbürgermeister gedenkt, die hohen Abfindungen zu finanzieren, die der erneuerte Grundlagenvertrag nach sich ziehen würde.

Außerdem wird eine Aufforderung ergehen, endlich alternative Kooperationen (z. B. Theater Hof oder Vogtlandphilharmonie Greiz/Reichenbach) zu prüfen und schnellstmöglich transparent darzulegen. (mar/plauen/cdu)

2014-12-12

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