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Plauen Nachrichten
  • Mittwoch, 30 April 2025, 16:58 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.

Wilhelm Mühsam tot: Plauen verliert seinen „Strichler und Reimler“

Wilhelm Mühsam verstarb im Alter von 85 Jahren – seine Werke bleiben für Plauen unvergessen

Wilhelm Mühsam, der für seine Stadtansichten und augenzwinkernden Reime bekannte Plauener Künstler, ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Noch Anfang des Jahres hatte er einen großen Teil seines Schaffens dem Vogtlandmuseum übergeben – ein Vermächtnis für die Region, das weit über seine Kugelschreiberzeichnungen hinausgeht. Wer auf sein Leben zurückblickt, entdeckt eine Mischung zwischen Kunst, Klassenzimmer und Kalenderskizzen.

Künstler Wilhelm Mühsam mit Rolf Keil. Foto: Landratsamt/Archiv
Künstler Wilhelm Mühsam mit Rolf Keil. Foto: Landratsamt/Archiv

Bereits 2020 würdigte das Landratsamt Vogtlandkreis den Künstler anlässlich seines 80. Geburtstags mit einer Ausstellung von rund 40 seiner Zeichnungen. Dabei überreichte Wilhelm Mühsam Landrat Rolf Keil ein besonderes Kunstwerk – ein Geschenk zur Erinnerung an die gelungene Zusammenarbeit.

Ein Leben für die Kunst – und für Plauen

Wilhelm Mühsam ging stets mit einem Lächeln und einem lockeren Spruch durchs Leben. „Strichler und Reimler“ nannte er sich selbst – eine augenzwinkernde Beschreibung seiner kreativen Doppelbegabung. Doch hinter dem Humor stand eine tiefe künstlerische Leidenschaft, die Mühsam über Jahrzehnte hinweg auslebte. Geboren 1940, verschlug es ihn nach seinem Studium an der Pädagogischen Hochschule Erfurt bald nach Plauen, wo er als Lehrer für Deutsch und Kunsterziehung Generationen von Schülerinnen und Schülern prägte. Seit 2005 war Mühsam im wohlverdienten Ruhestand – oder besser gesagt: im Unruhestand. Die Kunst ließ ihn nie los, auch wenn er sich selbst nie als „richtigen“ Künstler sah.

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„Plauener Impressionen“ als künstlerisches Erbe

Besonders bekannt sind seine „Plauener Impressionen“ – detailverliebte Stadtansichten, die sowohl in Kalenderform als auch in Buchbänden veröffentlicht wurden. Im Jahr 2022 zeigte das Vogtlandmuseum Plauen eine umfangreiche Sonderschau mit Mühsams Werken zum 900-jährigen Stadtjubiläum. Seine Zeichnungen, meist mit feiner Kugelschreibermine gefertigt, zeugen von einer beeindruckenden Beobachtungsgabe und Liebe zur Heimat.

Mühsams Werke fangen das Leben in Plauen ein – von Alltagsszenen bis hin zu geschichtsträchtigen Momenten. Sie sind damit nicht nur Kunstwerke, sondern auch ein Stück Stadtchronik.

Reime und Heimatliebe

Neben den Zeichnungen widmete sich Mühsam auch dem Schreiben – in seinem Band „Plauner Kabrioln“ verarbeitete er Heimat, Zeitgeschehen und Alltagskomik in getexteten Gedichten. Zwischen Melancholie und Schmunzeln findet sich in diesen Reimen das Vogtland wieder.

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Abschied von einem Plauener Original

Wilhelm Mühsam war kein Künstler im klassischen Sinne. Sein Werk erzählt Geschichten, zeigt Stadtgeschichte, schenkt Erinnerungen. Seine Zeichnungen, Gedichte und sein Lächeln werden fehlen – doch sie bleiben. Das Vogtlandmuseum bewahrt nicht nur seine Arbeiten und vielleicht hört man beim nächsten Spaziergang durch Plauen ja im Kopf ein kleines Reimchen von ihm mit.

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