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Plauen Nachrichten
  • Montag, 24 November 2025, 07:27 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.

Whisky trifft Baukunst: Göltzschtalbrücke wird Lagerstätte für sächsisches Destillat

Whisky trifft Baukunst: Göltzschtalbrücke wird Lagerstätte für sächsisches Destillat

Eine Schnapsidee – im wahrsten Sinne des Wortes – wurde Realität: Wo sich Ingenieurskunst und Tradition treffen, darf jetzt auch Whisky reifen. Die berühmte Göltzschtalbrücke wird damit zum wohl ungewöhnlichsten Fasskeller Sachsens und bekommt als größtes Ziegelsteinbauwerk der Welt eine eigene Whisky-Edition.

Doch hier geht es nicht um Braukunst, sondern um Baukunst. Der edle Tropfen soll in der Brücke reifen und dabei ein unverwechselbares Aroma entwickeln.

„Die Göltzschtalbrücke ist ein Unikat, darauf sind wir stolz. Und nun wird hier der erste Whisky überhaupt gelagert“, verkündet Mike Purfürst, parteiloser Bürgermeister von Netzschkau. Gemeinsam mit der Dresdner Whisky Manufaktur und der Deutschen Bahn haben die Vogtländer ein sächsisches Destillat aus Getreide kreiert – mit einer besonderen Lagerung, die ein Experiment für Profis darstellt.

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Die Idee dazu entstand im Frühjahr bei den UNESCO-Kulturfestspielen in Paris, wo Sachsen im Louvre vertreten waren. Nach einigen Gläsern Sekt und einem anschließenden Whisky beschloss Purfürst: „Kannst du mir nicht einen Göltzschtal-Whiskey brennen?“ Thomas Michalski von der Dresdner Whisky Manufaktur antwortete lachend: „Eine Brennerei in der Brücke geht finanziell nicht, aber wir können den Whisky dort reifen lassen.“

Die ersten beiden 225-Liter-Fässer stammen von der Sächsischen Weinstraße, in denen zuvor Spätburgunder gelagert wurde. Das Holz gibt dem Whisky komplexe Aromen, die Harmonie zwischen Elbtal und rauem Vogtlandklima schaffen ein echtes sächsisches Geschmackserlebnis. Das Klima sei offen: drinnen warm, draußen warm, drinnen kalt, draußen kalt. Die Fässer werden nicht klimatisiert, der Whisky reife dadurch intensiver, so Michalski.

Wo genau die Fässer in der Brücke ihr Aroma entwickeln, bleibt geheim. Ebenso unklar ist der genaue Reifezeitraum – er wird durch regelmäßige Verkostungen bestimmt. Insgesamt sollen 800 Flaschen entstehen, jede zum Preis von 89 Euro. Ein Großteil des Erlöses fließt in die touristische Aufwertung der Ziegelsteinbrücke. Ob der würzig-rauchige Geschmack des Göltzschtal-Whiskys auch nach alter Dampfeisenbahn schmeckt, bleibt der Fantasie der Genießer überlassen.

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Die offizielle Vorstellung fand an der Ketzels Mühle direkt an der Brücke statt. Mit dabei waren neben Michalski und Purfürst auch Jörg Hans von der Manufaktur sowie Roland Hess, Initiator der Ausstellung „Sachsen in Paris“. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollen die Fässer gefüllt und an ihren geheimen Lagerplatz in der Brücke gebracht werden.

Der Whisky kommt raus, wenn er schmeckt – ob in einem Vierteljahr oder in vier Jahren, das können wir nicht sagen, meint Michalski. Ziel ist es, die Edition pünktlich zur Eröffnung der neuen Rad- und Fußwegbrücke 2026 anzubieten.

Die Göltzschtalbrücke hat damit nicht nur architektonische, sondern auch kulinarische Geschichte geschrieben – eine Verbindung von sächsischem Handwerk, regionalem Genuss und einer Prise Abenteuerlust.

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