- Freitag, 22 August 2025, 08:54 Uhr | Lesezeit ca. 3 Min.
Solarpark so groß wie 90 Fußballfelder soll vor Plauen entstehen – nun wächst Bürgerprotest
Investor soll Dialog mit der Bevölkerung suchen
Vor den Toren Plauens soll ein riesiger Solarpark entstehen. Dies ruft nun Protest und die Politik auf den Plan. Mitglieder der BSW-Fraktion im Plauener Stadtrat trafen sich kürzlich mit der Bürgerinitiative „Taltitz-Unterlosaer Kuppenlandschaft“, um sich ein Bild von der geplanten Agri-Solaranlage im Ortsteil Unterlosa zu machen. Der Solarpark soll auf einer Fläche entstehen, die etwa 90 Fußballfeldern entspricht.
Maik Schwarz, Fraktionsvorsitzender der BSW im Stadtrat, äußerte sich nach dem Treffen deutlich:
„Dieses Treffen hat uns noch einmal mehr vor Augen geführt, welchen enormen Eingriff die Anlage auf das Landschaftsschutzgebiet bedeuten würde. […] Die Zerstörung des Landschaftsschutzgebietes ist keine vernünftige Lösung.“
Trotz seiner grundsätzlichen Offenheit für erneuerbare Energien warnt Schwarz vor dem Verlust wertvoller Schutzflächen. Der Solarpark ist in einem Landschaftsschutzgebiet geplant. Auch kritisiert er die unzureichende Informationspolitik gegenüber dem Stadtrat. Gegenwind kommt auch von der AfD-Fraktion. „Ein solche Anlage ist in diesem Lebensraum fehl am Platz, die AfD steht deshalb an der Seite all jener, die sich für den Erhalt ihrer vogtländischen Heimat engagieren“, heißt es in einer Mitteilung.
Legath: Zweiter massiver Eingriff – ohne Bürgerbeteiligung

Stadtrat Lars Legath (BSW) ergänzt, dass mit dem Solarpark neben dem Industrie- und Gewerbegebiet Oberlosa ein weiterer massiver Eingriff in die Lebensqualität der Bevölkerung drohe – erneut ohne angemessene Beteiligung der Bürger:
„Die Menschen aus Unterlosa haben nichts gegen erneuerbare Energien. Aber auch sie wünschen sich vernünftige Lösungen – wie die Nutzung von Dachflächen.“
Blick nach Neustadt: Windenergie kontra Trinkwasserschutz
Auch in Neustadt gab es Gespräche der BSW mit besorgten Bürgern – diesmal zur geplanten Windnutzung am Bezelberg. Hier steht eine Waldfläche zur Diskussion, die ursprünglich zur Sicherung des Plauener Trinkwassers angeschafft wurde. Sollte dieser Wald fallen, sehen viele Bürger die Reinheit des Wassers in Gefahr.
Stadt Plauen: Keine eigene Initiative – aber gesetzlich verpflichtet
Der Stadtrat der Stadt Plauen beschloss die Einleitung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans für das Agri-Solarprojekt. Oberbürgermeister Steffen Zenner betont:
„Der Stadtrat hat sich für das Projekt ausgesprochen. Jetzt ist es am Investor, den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen.“
Da es sich nicht um städtisches Eigentum handelt, musste die Stadt auf Antrag des Unternehmens SUNfarming Projekt GmbH tätig werden. Die Stadtverwaltung weist klar darauf hin, dass das Projekt kein städtisches Vorhaben ist, sondern auf Grundlage der gesetzlichen Verpflichtung behandelt wurde.
Agri-Photovoltaik: Doppelnutzung oder Doppelt belastend?

Geplant ist eine sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlage – also eine Kombination aus Solarstromgewinnung und landwirtschaftlicher Nutzung. Vorgesehen ist die gleichzeitige Beweidung durch Rinder und Auslaufmöglichkeiten für Bio-Legehennen.
Ob dies in der Praxis als umweltfreundliche Doppelnutzung gelingt oder nur als Feigenblatt für einen massiven Eingriff in die Natur dient, ist Teil der laufenden Debatte.
Wie geht es weiter? Bürgerinfoabend in Planung
Als nächsten Schritt setzen sich Oberbürgermeister Zenner und Bürgermeisterin Kerstin Wolf für einen Bürgerinfoabend durch den Investor ein. SUNfarming wurde eindringlich geraten, den direkten Dialog mit der betroffenen Bevölkerung zu suchen.
Die Debatte um das Agri-Solarprojekt ist also noch längst nicht abgeschlossen – und wird den Plauener Stadtrat sowie die Bürgerinnen und Bürger noch eine Weile beschäftigen.