- Sonntag, 5 Oktober 2025, 20:46 Uhr | Lesezeit ca. 5 Min.
36 Jahre später: Plauen begeht Nacht der Kerzen mit neuem Lichterzug
Plauen leuchtet im Zeichen der Freiheit
In bewegender Atmosphäre hat die Stadt Plauen am Samstagabend mit der „2. Nacht der Kerzen“ an ein bedeutendes Kapitel deutscher Geschichte erinnert. Unter dem Motto „Wir kommen wieder“ wurde der 36. Jahrestag des Auftakts der Friedlichen Revolution begangen – ein Ereignis, das die DDR maßgeblich veränderte und den Weg zur Deutschen Einheit ebnete.
Emotionaler Höhepunkt des Plauener Kultursommers
Als mit Einbruch der Dunkelheit die ersten Kerzen auf dem Thomas-Küttler-Platz entzündet wurden, verwandelte sich der Ort am Wende-Denkmal in eine stimmungsvolle Gedenkstätte. Der Platz wurde zum Raum der Begegnung und des Erinnerns. Besucherinnen und Besucher konnten sich nicht nur an Musik und einer beeindruckenden Licht- und Bildprojektion am Nonnenturm erfreuen, sondern auch bewegende Augenzeugenberichte erleben – Geschichten von Mut, Hoffnung und Wandel.







Stimmen der Wertschätzung
Ein bewegender Moment des Abends war das Gespräch mit Brigitte Küttler, der Witwe des verstorbenen Superintendenten Thomas Küttler, der 1989 eine der zentralen Figuren des friedlichen Protests in Plauen war. Brigitte Küttler kam auf Einladung der Organisatoren extra aus Leipzig nach Plauen. Sie erhielt auf der Bühne symbolisch eine Kerze aus Plauen für das Lichtfest in Leipzig – als Zeichen der Verbundenheit beider Städte in ihrem Engagement für Demokratie und Freiheit. Ihre Worte rührten viele Besucher tief.




Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner betonte in seinem Beitrag die große Bedeutung der Nacht der Kerzen für die Stadt: Sie sei nicht nur ein historisches Gedenken, sondern auch ein klares Bekenntnis zu demokratischen Werten. Zenner dankte den Organisatoren ausdrücklich für ihr Engagement und die leidenschaftliche Umsetzung, die den Geist von 1989 lebendig hält.
Auch Dr. Kai-Michael Sprenger von der Stiftung Orte der deutschen Demokratiegeschichte würdigte die Veranstaltung. Er zeigte sich beeindruckt von der Atmosphäre in Plauen, der spürbaren Leidenschaft der Beteiligten und dem hohen Anspruch der Gedenkkultur vor Ort. Genau solche Veranstaltungen seien es, die von der Stiftung gern unterstützt werden – Orte, an denen Geschichte nicht nur erinnert, sondern auch weitergetragen wird.
Erstmals: Der 1. Plauener Lichterzug





Zu den Höhepunkten gehörte in diesem Jahr der „1. Plauener Lichterzug„. Unzählige Menschen zogen mit Kerzen in der Hand entlang eines Abschnitts der historischen Demonstrationsroute vom 7. Oktober 1989 – jenem Tag, an dem sich rund 15.000 Bürgerinnen und Bürger in Plauen versammelten, um friedlich gegen die DDR-Staatsmacht zu demonstrieren. Damals wie heute war das Licht der Kerzen ein starkes Zeichen für Mut, Hoffnung und Veränderung.
Symbolischer Moment: Die Kerze für Leipzig

Mit großer Symbolkraft wurde an diesem Abend eine Kerze nach Leipzig übergeben – als Zeichen der Verbundenheit mit dem Leipziger Lichtfest am 9. Oktober, das an die großen Montagsdemonstrationen erinnert. Diese Kerze steht nicht nur für das Licht der Freiheit, das 1989 in Plauen entzündet wurde, sondern auch für die enge historische Verbindung beider Städte im Kampf für Demokratie und Einheit. Leipzig wird in diesem Jahr zudem den Grundstein für ein lang geplantes Einheits- und Freiheitsdenkmal legen – ein Meilenstein der Erinnerungskultur in Deutschland.
Ein Abend, drei Generationen – Musik als Brücke der Erinnerung
Die Bühne auf dem Thomas-Küttler-Platz wurde zum Treffpunkt der Generationen: Während eine beeindruckende Video-Mapping-Show den Nonnenturm in bewegte Bilder verwandelte und Zeitzeugen von ihren Erlebnissen berichteten, sorgten unter anderem Nachwuchskünstler für musikalische Highlights.



Den Auftakt machte die Schülerband „Heavy Kids Allstars“ aus Oelsnitz/Vogtl.mit energiegeladenem Rock von Jugendlichen für alle Altersgruppen. Danach berührte Hannah Heart aus dem Vogtland das Publikum mit ihrer unverwechselbaren Stimme und gefühlvollen Songs. Musikalischer Höhepunkt war das Premieren-Trio aus Hannah, Lino und Thomas Markfort (Lino&Dad), das erstmals gemeinsam auftrat und mit akustischem Blues-Pop für Gänsehautmomente sorgte.
Der Abend schlug so die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart – ein eindrucksvoller Dialog aus Musik, Erinnerung und junger Perspektive.
Geschichte sichtbar gemacht – Ausstellung und Buchvorstellung auf der Bühne

Auch das Wort kam an diesem Abend nicht zu kurz: Hansjoachim Weiß vom Verein Vogtland 89 stellte auf der Bühne die neue Ausstellung „Orte der Demokratie“ vor, die am 7. Oktober im Rathausfoyer eröffnet wird. Die Werke der Künstlerin Lisa Schoefer zeigen gemalte Ansichten bedeutender demokratischer Orte – darunter auch das Plauener Wende-Denkmal, das sie im Sommer direkt vor Ort malte.
Im Anschluss präsentierte Frank Heidan das neue Buch „Verzweiflung & Aufbruch“, in dem Zeitzeugen eindrucksvoll von den Ereignissen rund um die erste große Demonstration in der DDR am 7. Oktober 1989 in Plauen berichten. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur Fakten, sondern vor allem persönliche Gedanken, Ängste und Hoffnungen jener Tage – ein wichtiges Werk zur Weitergabe historischer Verantwortung an kommende Generationen.
Plauen bleibt erinnernd – und wachsam
Plauen ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch des aktiven Erinnerns. Die „Nacht der Kerzen“ zeigt Jahr für Jahr: Die Geschichte von 1989 ist lebendig – in den Menschen, in ihren Geschichten und in der gemeinsamen Verantwortung, die Demokratie zu schützen.