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Neuer Film über Unglück in der Plauener Kartuschierwerkstatt

Voraufführung am 12. Juni im Ratssaal Plauen und am 13. Juni im MDR

Neuer Film über Unglück in der Plauener KartuschierwerkstattEin Drehteam hat für das MDR-Fernsehen eine Reportage über Plauens großes Unglück vom 19. Juli 1918 gedreht. Damals starben 296 Frauen und 5 Männer, als aus bis heute ungeklärter Ursache ein Feuer in der Kartuschier-Werkstatt ausbrach. Dort war Waffennachschub für die Artillerie an den Fronten produziert worden.

Anna Sophie Naumann, 28 Jahre alt, aufgewachsen in Plauen, geht auf die Suche nach den Spuren der Menschen hinter einem großen Unglück, welches sich im Sommer 1918 in Plauen ereignete. Das Team von MEINWERK Film GmbH um Heike Bittner beleuchtet ein Einzelschicksal.

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Am 12. Juni findet im Ratssaal Plauen die Voraufführung eines Filmes aus der MDR-Reihe „Die Spur der Ahnen / Tod in den Flammen, Plauen 1919“ statt. Sendetermin 13.6.2018, 21.15Uhr – 21.45Uhr. Anna Sophie Naumann, 28 Jahre alt, aufgewachsen in Plauen, geht auf die Suche nach den Spuren der Menschen hinter einem großen Unglück, welches sich im Sommer 1918 in Plauen ereignete. Anna Sophie sagt dazu:

„Als Sie siebzehn waren – was hat Sie da umtrieben? Mich plagte mein erster Liebeskummer. Als meine Namensvetterin Anna Frieda Glück siebzehn war herrschte Krieg. Im Hochsommer des Jahres 1918 hockte sie in einem finsteren, stickigen Raum der Plauener Kartuschieranstalt und vernähte Tag für Tag Munitionssäckchen für die weit entfernte Front. Wie oft Anna Frieda sich wohl ein Leben nach dem Krieg ausgemalt hat? Sicher hat sie unter den gut 500 Frauen und Mädchen, die in der Fabrik schufteten, ein paar Freundinnen gefunden: unter den Annas, Berthas, Helenes, Marthas, Elisabeths. Wenn die Nähmaschine schwieg, haben sie sicher von ihren Wünschen, Träumen, Plänen und Hoffnungen erzählt. Vielleicht war da auch ein Mädchen darunter, welche irgendetwas mit meiner eigenen Familie zu tun hatte?

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Am 19. Juli 1918 starb Anna Frieda in einem Feuer, das in der Fabrik ausgebrochen war – gemeinsam mit 300 anderen Frauen und Mädchen, im Schnitt 23 Jahre alt. Anna Frieda, die man nur anhand ihres Fingerrings identifizieren konnte, fand ihre letzte Ruhe neben den meisten anderen Opfern des Unglücks in einem eilends ausgehobenen Massengrab auf dem Plauener Hauptfriedhof. Erst Tage später, als die Todesanzeigen der Angehörigen seitenweise den „Vogtländischen Anzeiger“ füllten, war im zeitgemäßen Duktus vom Heldentod an der Heimatfront zu lesen. Selbst König Friedrich August ließ sich zu einer vier Zeilen starken Beileidsbekundung herab. Anna Frieda Glück und die anderen Frauen und Mädchen gerieten als bedauerlicher Kollateralschaden des ersten industrialisierten Kriegs der Menschheitsgeschichte nahezu in Vergessenheit. Und ich hörte ihre Geschichte erstmals im Alter von neun Jahren, als meine Mutter mich mitnahm auf den Plauener Hauptfriedhof. 20 Jahre später feiert jener Friedhof hundertjähriges Bestehen. Und die Geschichte kehrt in meinen Kopf zurück.

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Ich will nach 100 Jahren wissen: Was ist an jenem 19. Juli in der Munitionsfabrik geschehen? Wie konnte es geschehen? Wer wurde zur Verantwortung gezogen? Wer waren die Frauen und Mädchen? Und: Was können wir finden, um Anna Frieda und ihre Leidensgenossinnen aus dem Schatten der „großen Geschichte“ treten zu lassen? (mar, pl, mdr)

2018-06-08

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