Anzeige

Maler Manfred Feiler Ehrenbürger der Stadt Plauen

Verleihung der Stadtplaketten 2011

071111 FeilerIn der Galerie im Malzhaus in Plauen sind Mitte Oktober neben der Ehrenbürgerwürde auch vier Stadtplaketten von Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer an fünf verdienstvolle Plauener überreicht. Ausgezeichnet wurden Manfred Feiler als Ehrenbürger sowie Liane Kümmerl, Gunter Kunze, Andreas Färber und Walter G. Tümpner als Stadtplakettenträger.

Anfang des Jahres reichten die Fraktionen ihre begründeten Vorschläge ein, nach Vorberatung in den Ausschüssen hat der Stadtrat in seiner Sitzung am 28. Juni schließlich die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Alle fünf Vorschläge wurden angenommen.

Anzeige

Die Stadtplakette wird seit 1996 verliehen. Insgesamt haben bislang 44 Bürger eine hohe Auszeichnung – darin eingeschlossen auch die Ehrenbürgerschaft – erhalten. In diesem Jahr wächst die Zahl der Geehrten auf 49. Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die Entwicklung der Stadt Plauen, deren Ansehen oder das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht haben oder dafür tätig gewesen sind, kann die Stadtplakette der Stadt Plauen verliehen werden.

071111 Stadtplaketten

Im Folgenden sind die Laudationes aufgelistet.

Laudatio für Liane Kümmerl

Laudatorin: Steffi Klug, B90/Die Grünen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe verehrte Liane Kümmerl! Es gilt heute das Schaffen einer Frau zu hervorzuheben, deren selbstloser Einsatz bedeutenden Anteil am gesellschaftlichen Leben Plauens hat. Liane Kümmerl ist seit vielen Jahren eng mit der Stadt Plauen verbunden. Ihrem beruflichen und ihrem ehrenamtlichen Engagement ist es zu verdanken, dass ein beträchtlicher Abschnitt Textilhistorie von Plauen dokumentiert werden konnte. Diese Leidenschaft begründet sich nicht zuletzt aus ihrem Beruf als Modegestalterin. Ihr Beruf wurde zur Berufung. Genau diese Bestimmung begleitete sie ihr ganzes Leben.

Anzeige

Mit großer Berufsehre und dementsprechend hohem Anspruch an sich selbst beginnt sie ihre berufliche Laufbahn bei der Plauener DamenKonfektion, kurz Dako. Entwürfe zu fertigen und den Weg von der Zeichnung bis hin zum vollendeten Kleidungsstück bestimmt von nun an ihren Arbeitsalltag. Bei gelegentlichen Umsetzungsschwierigkeiten in der Produktion kommt Liane Kümmerl ihr handwerkliches Können zugute. Die Anforderungen, die sie an sich selbst stellt, fordert sie auch von ihren Kollegen.

Das Arbeiten im Team bestimmt ihr schöpferisches Schaffen ebenso wie der immer wieder aufs Neue geführte Kampf gegen kleine Spielräume im gestalterischen Bereich. Eng gesetzte Grenzen, bedingt durch genaue Vorgaben bis auf Zentimeter zum Beispiel für Exportware in die Sowjetunion kann Liane Kümmerl hingegen bei der Gestaltung von Exquisitmode überschreiten. Hier ist es ihr möglich, ihre Ideen umzusetzen. Nebenbei übernimmt Liane Kümmerl die Organisation von Modenschauen im Vogtland und in der tschechischen Partnerstadt Aš. Es ist ihr ein Anliegen, mit den neuesten Modellen das Können der Modegestalter zu beweisen. Die Idee, den Frauen zum Frauentag eine Freude zu bereiten, kommt sehr gut an. Die jährlich stattfindenden Modenschauen sind beim weiblichen Publikum heiß begehrt und werden stets voller Ungeduld erwartet.

Während ihres Studiums entdeckt Liane Kümmerl das Fach Kostümgeschichte für sich. Diese Passion hat sie sich bis zum heutigen Tag bewahrt. Die für Liane Kümmerl faszinierende Entwicklung der Mode bewegt sie, einzelne, besonders typische Modelle von den jeweiligen Kollektionen aufzubewahren. Auf diesem nicht ganz alltäglichen Weg trägt sie unermüdlich dazu bei, die Entwicklung der Mode ein Stück weit zu demonstrieren. Es ist ihre Art gegen Anonymität und Vergänglichkeit in der Modeindustrie aufzubegehren. Im Übrigen hat sich Liane Kümmerl neben dem Faible für Modegeschichte auch die Sammelleidenschaft bis heute bewahrt. Und diese bezieht sich auch nicht nur auf Textiles.

Die immer größer werdende Fülle an gesammelten Modellen bewog Liane Kümmerl letztendlich dazu, eine zeitgeschichtliche Sammlung für Konfektion zu gründen. Eine zumindest teilweise geplante Übernahme der Sammlung durch den damaligen Kulturbund kommt auch noch kurz vor der politischen Wende zustande. Zeitgleich begann man aber auch im Vogtlandmuseum eine textile Sammlung der Gegenwart aufzubauen. Diese kann ebenfalls partiell von Kümmerls Sammlung profitieren.

Der politische Umbruch bringt für Liane Kümmerl auch berufliche Veränderungen. Sie erlebt mit dem Auftreten von sogenannten Modedesignern aus den alten Bundesländern den Unterschied zwischen beruflichem Können und Nichtkönnen, zwischen Sein und Schein. Die Massenentlassungen und die vorhersehbar gewordene Entwicklung des Betriebes bewegen sie zu beruflichen Konsequenzen. Sie verlässt die Plauener Damenkonfektion. Generell beginnt nun eine schwierige Zeit für die Textilbranche, die unter Anderem vom Nichtanerkanntwerden beruflicher Qualifikationen und hoher Arbeitslosigkeit geprägt ist.

Kurzzeitig arbeitet Liane Kümmerl als Dozentin an der „Tex“ in Reichenbach. Genau die Hochschule, die heute eher durch traurige Schlagzeilen auf sich aufmerksam macht. Nur unschwer ist die Einstellung Kümmerls auf das geplante Plattmachen der Lehranstalt, die als ein bedeutender Teil der Textilgeschichte im Vogtland betrachtet werden kann, zu erraten. Im Gegensatz aber zu vielen Anderen fällt Liane Kümmerl in den Umbruchzeiten nicht in das so genannte tiefe Loch. Ihr Kampfgeist und ihr Idealismus bewahren sie vor der Selbstaufgabe.

Während einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die ursprünglich der Vorbereitung und dem Aufbau eines Textilmuseums diente, kann Liane Kümmerl ihr Wissen und Können einbringen. Es beginnt eine intensive Zeit des Sammelns und der Katalogisierung von Details, waren sie auch noch so klein, von Akten und Gegenständen und nicht zuletzt auch von Textilmaschinen. Unterstützt wurde diese Arbeit durch Bocholt und Mindelheim.

Anzeige

Das Textilmuseum, welches unter Anderem auch die Historie der ehemaligen Plauener Kunstschule pflegen sollte, kann aus den verschiedensten Gründen nicht entstehen. Die bis dahin geleistete Arbeit wird an die Schaustickerei angeschlossen. Liane Kümmerl ist an der Gründung des Fördervereins Vogtländische Textilgeschichte Plauen e. V. beteiligt. Sie ist nicht nur Gründungsmitglied, sondern seit der Gründung bis ins Jahr 2006 auch Vorstandsmitglied. Von 1993 bis 1997 leitet sie die Geschicke des Vereins als Vorstandsvorsitzende.

Liane Kümmerls Engagement für den Aufbau und die Pflege dieser Sammlung geht dementsprechend weit über das berufliche Maß hinaus. Es gestaltet sich ein nahtloser Übergang für sie in den ehrenamtlichen Bereich. Sie ist nicht nur aktiv an der Erweiterung der Textilsammlung der Schaustickerei beteiligt. Liane Kümmerl gestaltete häufig die jährlich stattfindende Ausstellung „Experiment Textil“ aktiv mit. Gemeinsam mit Berufskollegen bereitet sie so den Weg für beruflichen Nachwuchs. Wie schon erwähnt, profitiert neben der Schaustickerei auch das Vogtlandmuseum von der Sammelleidenschaft Kümmerls. Ein Teil ihrer Modellsammlung geht in den dortigen Kostümfundus. Darüber hinaus beteiligt sie sich auch hier an Ausstellungsvorbereitungen und übernimmt, wenn es erforderlich ist, Führungen im Haus.

Letztendlich ist es wieder die Leidenschaft für die Textil- und Modegeschichte, speziell die der Stadt Plauen, die Liane Kümmerl zu einem weiteren Thema ihres ehrenamtlichen Schaffens führt. Der textile Entwicklungsweg Plauens ist eng mit der jüdischen Geschichte der Stadt verbunden. Liane Kümmerl beschäftigt sich mit Lebensgeschichten von Personen, deren Werdegang Textilgeschichte geschrieben hat und sammelt diese. Dabei gelingt es ihr, ein bis dahin ungeklärtes Schicksal eines Plauener Juden aufzudecken. Sie hat Kontakt zu Waltraut Schmidt und Siegfried Wunderlich. Die Verbindung zu diesen beiden Menschen, ihr Geschichtsinteresse und der Wunsch, die Plauener Historie mit zu dokumentieren, bewegen letztendlich Liane Kümmerl dazu, sich nach Wunderlichs Tod um die Pflege der Gedenkstätte „Jüdischer Friedhof“ zu bemühen. Gemeinsam mit Waltraud Schmidt aktualisiert Liane Kümmerl 2008 die dortige Ausstellung. Durch ihre Passion fürs Sammeln gepaart mit ihren Erfahrungen im Dokumentieren und Aufarbeiten der Geschichte gelingt eine aktuelle und interessante Dauerexposition zur Jüdischen Geschichte Plauens.

Bei der Aufzählung aller ehrenamtlichen Aktivitäten muss der Deutschunterricht, den Liane Kümmerl für die im Asylbewerberheim der Stadt Plauen lebenden Ausländer gegeben hatte, an dieser Stelle unbedingt genannt werden. Selbstlos sprang sie ein, als kein Deutschlehrer zur Verfügung stand. Hier waren ihr Wissen und Können rund ums Textile und die Mode weniger gefragt. dafür aber umso mehr ihr Umgang mit Menschen und das Gespür, Wissen vermitteln zu können. Nach eigenen Aussagen lag die Problematik nicht in der Vermittlung der deutschen Sprache selbst, sondern eher in der Tatsache, Menschen verschiedener Herkunft und mit dem unterschiedlichsten Wissenstand so zu unterrichten, dass auf die Bedürfnisse des Einzelnen Rücksicht genommen werden kann. Auch dieser Herausforderung hat sie sich erfolgreich gestellt.

Sehr geehrte Damen und Herren, es mag Ihnen vielleicht wie eine Aufzählung von Fakten erscheinen. Aber diese Fakten sind Bausteine. Und diese Bausteine ergeben ein beeindruckendes Gesamtbild von Frau Kümmerls Wirken für Plauen. Sie hat sich besonders auf dem kulturhistorischen Sektor der Stadt verdient gemacht. Liane Kümmerl war und ist in beachtlichem Umfang an der Aufbereitung und Dokumentation der textilen Zeitgeschichte Plauens beteiligt. Bis auf den heutigen Tag ist sie in der kulturellen Szene Plauens präsent. Möge sich ihr Wunsch, dass das Geschaffene auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt, erfüllen. Danke!

Laudatio für Andreas Färber

Laudator: Wolfgang Hinz, Fraktionsvorsitzender Die Linke

Die Fraktion DIE LINKE hat für die Auszeichnung mit der Stadtplakette Herrn Andreas Färber vorgeschlagen. Herr Färber ist der Initiator und ein Gründungsmitglied des Ortsverbandes Plauen des Deutschen Kinderschutzbundes und seit beinahe 20 Jahren auch dessen ehrenamtlicher Vorsitzender.

Eigentlich war ihm diese Aufgabe der Arbeit mit Kinder und Jugendlichen nicht in den beruflichen Werdegang gelegt und entsprach vielleicht auch nicht seinen Vorstellungen. Nach dem Besuch der 10. Klasse erlernte Herr Färber, der 1961 geboren ist, den Beruf eines Konditors. Aber schnell merkte er, dass es ihn mehr zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hinzog. Also engagierte er sich im Jugendclub „Rudolf Hallmeyer“ und fand dort auch seine Erfüllung. Da dies aber nach der Wende nicht ohne eine Ausbildung funktionierte, qualifizierte er sich zum staatlich anerkannten Leiter für sozial-kulturelle Einrichtungen. Dieses Studium zu realisieren war nur im Fernstudium möglich, deshalb setzte er sich am Abend oder am Wochenende hin und büffelte. Acht Jahre im Kinderheim unserer Stadt als Betreuer mit dem Schwerpunkt Jugendhilfe ließen den Wunsch keimen, sich weiter zu qualifizieren. Also absolvierte er eine Ausbildung zum „Staatlich anerkannten Heilpädagogen“ an der Fachakademie Hof.

Immer wieder stand und steht im Mittelpunkt seiner Tätigkeit das Eintreten für die Rechte von Kindern. Er will den Kindern Angebote zur Gestaltung ihres Lebens machen und hat mit seinen Aktivitäten bei der Einrichtung des Kinderkaffees Mücke einen Meilenstein gesetzt. Hier haben Kinder die Möglichkeit der Freizeit- und Feriengestaltung, aber auch der Treff und das Spiel mit dem Freund und der Freundin ist möglich. Mehrere Interessengemeinschaften wie Theater, Tanz, bildende Kunst, Mücke-kulinarisch und die Förderung von Talenten machen das „Mückeleben“ spannend und anziehend. Der Mückezoo, der eigentlich nur aus drei Hasen besteht, fand am Anfang wenig Interesse bei den Kindern. Erst durch und nach deren Einbeziehung beim Umbau des Stalles wurde diese Einrichtung ein Anziehungspunkt in der Mücke. Darüber hinaus fanden aber auch solche Höhepunkte wie die Kanu-Expedition auf der Saale oder die Berg- und Höhlenwanderungs-Expedition in die Fränkische Schweiz Interessenten.

Herr Färber hilft gerne Eltern, die Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder benötigen. Er will mit seiner Arbeit erreichen, dass sich bei den Kindern die Liebe zu den Eltern entwickelt, aber auch die Liebe der Eltern zu den Kindern zum Tragen kommt. Kinder sollen so aufwachsen, dass sie eine schöne Kindheit haben und ihre Perspektiven im Leben erkennen und nutzen. Natürlich gibt es auch Spannungsfelder bei und mit den Eltern. Das erkennt man, so Herr Färber, meist ganz schnell wo es brennt. Dort muss man umgehend handeln und Familienpflege für Babys bis zum Schulkind organisieren. Hier suchen er oder seine Mitarbeiter das Gespräch mit den

Eltern oder wenn es doch nicht geht arbeitet der Kinderschutzbund mit dem Jugendamt zusammen. Für das gesamte Vogtland haben Andreas Färber und seine Mitarbeiter ein Kinder- und Jugendtelefon organisiert. Dort können sich Kinder und Jugendliche Hilfe bei solchen Fragen wie Partnerschaft, Liebe, Sexualität und Problemen mit den Eltern holen oder einfach ihre Sorgen loswerden. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe sieht Herr Färber in der Unterstützung bei der Anfertigung der Hausaufgaben, besonders bei den Kindern die keine Unterstützung im Elternhaus erfahren oder weil es die Eltern ganz einfach nicht können. Ziel ist es immer, die Kinder auf einen guten Weg zu bringen und sie vor einer missliebigen Entwicklung zu schützen. Der wöchentliche Eltern-Kind-Treff leistet dafür eine gute Unterstützung. Muttis, Omas und auch Väter kommen in die Mücke, können mit den Kindern basteln, bauen und auch Sport treiben. Sie können auch mit den anwesenden Kinderbundmitarbeitern sprechen.

Ganz deutlich erkennt Herr Färber aus seiner jahrelangen Arbeit, dass die Probleme in vielen Familien immer komplizierter werden. Da haben die Eltern keine Arbeit und sind zu Hause. Daraus resultiert, dass sie auch weniger Geld zur Verfügung haben und die Kinder dann hintenan gestellt werden. An dieser Stelle sieht er seine Aufgabe zu helfen. Besonders alleinerziehende Eltern oder die Kinder von Geschiedenen gehören zu seiner Zielgruppe. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Betroffenen erforderlich und dabei muss viel Zeit aufgebracht werden. Gemeinsame Aktionen mit dem Ziel der Schaffung schöner Erlebnisse für die Kinder sind ein Baustein in dieser Arbeit.

Herr Färber hat stets neue Ideen. Eine seiner neuesten ist ein Erlebniscamp „Natur erleben“ im ländlichen Bereich. Diese Maßnahme, die besonders für Stadtkinder geeignet ist, soll mit Übernachtung, Lagerfeuer und Wanderungen verbunden sein. Als Initiator will er dazu junge Sozialarbeiter einbeziehen.

Ich habe jetzt viel über die Aktivitäten des Kinderschutzbundes erzählt. Aber all dies wird nur möglich durch einen aktiven und kreativen Vorsitzenden, Andreas Färber, und seine Mitarbeiter.

Laudatio für Gunter Kunze

Laudator: Hansjoachim Weiß, CDU-Fraktionsvorsitzender

Von Francois de la Rochefoucauld stammt der Spruch:
„Den Wert eines Menschen erkennt man nicht an dem, was er hat, sondern an dem, was er gibt.“

So in etwa könnte man das Leben von Gunter Kunze zusammenfassen. Sehr geehrter Herr Kunze, lieber Gunter liebe Freunde des Vogtländischen Gehörlosenverein Plauen e.V., sehr geehrte Festgäste, wir freuen uns außerordentlich, dass wir heute einen besonders langjährigen Vorsitzenden mit der Stadtplakette ehren können. Vorsitzender eines Vereines, der sich der Hilfe, der Pflege und der Förderung von behinderten Menschen widmet.

Die Gründe entsprechen voll inhaltlich der Satzung der Stadt zur Auszeichnung, in der es heißt „ … Persönlichkeiten, die sich im besonderen Maße um die Entwicklung der Stadt Plauen, um deren Ansehen oder um das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht haben oder dafür tätig gewesen sind, kann die Stadtplakette der Stadt Plauen verliehen werden.“ Wir denken, hier geht es im besonderen Maße um das Wohl der Bürger der Stadt und darüber hinaus, insbesondere um eine ganz bestimmte Gruppe behinderter Menschen, denen manches verborgen bleibt. Denken wir nur an die Musik oder an das Zwitschern der Vögel.

Gunter Kunze wurde am 24. September 1944 in Plauen geboren. Nach der Schule und der Lehre in Leipzig arbeitete er seit 1964 bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 2004 als Sattler im KFZ-Instandsetzungsbetrieb – Omnibusbau – heute NEOPLAN Bus GmbH. Als guter Facharbeiter erneuerte er unzählige Sitze in den damaligen Ikarusbussen. So viele, dass wir alle, die wir uns hier versammelt haben, mit all unseren Freunden und Verwandten Platz finden würden. Da auch ich damals im so genannten “Repwerk” am Leuchtsmühlenweg gearbeitet habe, kenne ich Gunter seit 1964. Und – alle die ihn noch kennen, werden sich an seinen Schalk erinnern, der ihm stets im Nacken saß. So mancher Scherz und gute Laune waren sein Markenzeichen. 40 Jahre, das heißt ein ganzes Berufsleben in nur einem Betrieb, das ist außergewöhnlich.

Und in noch mehr Jahren, konkret in 42 Jahren, übte er seit 1969 die Funktion des Vorsitzenden des Gehörlosenvereins, heute Vogtländischer Gehörlosenverband Plauen e.V. aus. Bereits 1964, als er wieder nach Plauen kam, übernahm er die Jugendarbeit und ab 1969 den Vorsitz des Vereins. Wenn man bedenkt, dass er sich alle zwei Jahre zur Wiederwahl stellen musste – ein Vertrauensbeweis sondergleichen.

Von Christian Friedrich Hebbel stammt der Ausspruch:
“Man hat nur dann ein Herz, wenn man es für andere hat.”

So übernahm er als selbst betroffener Gehörloser die Verantwortung für die Vereinsarbeit nicht nur für die Plauener, sondern für das gesamte Vogtland. Für eine Vielzahl von Mitgliederversammlungen sowie kulturellen und geselligen Veranstaltungen war er verantwortlich. Monatlich organisierte er mit seinem fünfköpfigen Vorstand und weiteren Helfern im Durchschnitt eine Veranstaltung. In seiner Amtszeit hat er die Vereinsarbeit wesentlich zum Wohle der Betroffenen und deren Angehörigen geprägt und den Zusammenhalt gefördert. Damit trug er mehr als ein Drittel in dem 116-jährigen Bestehen des vogtländischen Gehörlosenvereins zur Tradition und zum stabilen Bestand des Vereins bei. Unter seiner Führung arbeitete der Verein aktiv im Landesverband der Gehörlosen Sachsen mit. Dem Landesverband stellte er sich viele Jahre als Rechnungsprüfer zur Verfügung. Der Behindertenbeauftragten der Stadt Plauen war er stets ein aktiver Ansprechpartner.

Im Jahr 1993 wurde Gunter Kunze mit der Verdienstnadel des DGB in Gold geehrt. Anlässlich seiner damaligen 30-jährigen verantwortlichen ehrenamtlichen Tätigkeit wurde er 2000 vom Sächsischen Staatsminister für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie, Dr. Hans Geisler, mit der Annenmedaille ausgezeichnet.

Ein schwerer Schicksalsschlag für ihn war sicher im Jahr 2002 der Verlust seiner Tochter Kerstin und im Jahre 2006 seiner Frau Renate. Wer denkt, mit dem Ruhestand wurde Gunter Kunze ruhiger, der irrt sich. Schon Anfang November fährt er auf Einladung des Fördervereins der Gehörlosen der neuen Bundesländer e.V. mit Sitz in Berlin zur Multiplikatorenveranstaltung nach Leipzig. Unter anderem stehen der Besuch des Förderzentrums und die Samuel-Heinicke-Schule auf dem Programm. Die Hilfe zur Selbsthilfe und für Andere liegt wohl auch etwas in der Familie. Sein Bruder Karlheinz arbeitet aktiv als Projektmanagementleiter eben in diesem o.g. Förderverein in Berlin. Entspannung und Erholung findet er in seinem Garten am Fuchsloch und im Freizeitsport beim Kegeln und beim Skat. Die Stadtplakette erhält Gunter Kunze ganz persönlich. Mit der Auszeichnung ist aber auch eine Ehrung all jener verbunden, die mit ihm so viele Jahre gewirkt haben. Er selbst legt viel Wert darauf, dass seine Mitstreiter von all den Jahren mit gewürdigt und auch genannt werden.

Stellvertretend für alle in über vier Jahrzehnten stehen die Namen seiner heutigen Helfer im Vorstand, seine Vertreterin Ramona Stöhr aus Weischlitz, als Schatzmeisterin Anke Arnold aus Jößnitz und als Schriftführerin Karina Rammelt aus Glauchau.

Nicht zu vergessen ist die Unterstützung von der Beratungsstelle in Zwickau, namentlich bei Angelika Lorenz. Für Gunter Kunze, wie für alle anderen, die heute ausgezeichnet werden, möchte ich mit einem Kalenderblatt enden, das sagt: “Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit, dass irgendwer mehr tut, als er müsste.” Hermann Gmeiner

Wir wünschen Ihnen, Gunter Kunze / Dir lieber Gunter, zur heutigen Ehrung im Kreise Deiner Freunde und Vereinsmitglieder noch viele Jahre freudvolles Schaffen, gemeinsame und frohe Veranstaltungen bei möglichst bester Gesundheit.

Laudatio für Walter G. Tümpner

Laudator: Rainer Maria Kett; Vorsitzender SPD-Fraktion

Es war in Spanien 1982. Die Vorrunde der Fußball-WM war gerade zu Ende und die ganze Welt regte sich noch immer über den „Nichtangriffspakt von Guijon“ auf, wo Deutschland und Österreich 80 Minuten lang auf Ergebnissicherung herumkickten und damit die bisher begeisternd aufspielenden Algerier aus dem Turnier warfen. Ein gefundenes Fressen für alle Nationalisten in den Medien, die sich endlos über „Großdeutschland“ ereiferten.

Da erschien in der größten andalusischen Tageszeitung „EL PAIS“ ein Artikel unter dem Titel „Die hässlichen Deutschen“, der die nationalistischen Eiferer ermahnte, mit ihren Verbalattacken nicht den Ruf als gute Gastgeber und weltoffene Bürger zu verspielen. Als Autor stand: Walter G. Tümpner (Vogtland). Erklärend für Unwissende war hinzugefügt: R.F.A. – República Federal de Alemania.

Wer ist dieser scheinbar rastlose Vogtländer? Walter G. Tümpner, Jahrgang 1929. Wer ihn in seiner unnachahmlichen Art mit markantem Profil, den lebhaft umherstreifenden Blicken und weithin leuchtendem Haar durch Plauens Straßen eilen sieht, nimmt ihm die 82 Jahre nicht ab. Es ist aber so. Im Preißelpöhl aufgewachsen war ihm durch seinen Vater, der an der Plauener Kunstschule Musterzeichner gelernt hatte, das Kreative schon in die Wiege gelegt. Walter ging aber nicht in die Stickereibranche sondern lernte bei F. W. Kaiser – dem späteren Sachsendruck – den Beruf eines Schriftsetzers. Und nach der Lehre zog es ihn in die Welt.

Dass die Teilung Deutschlands dieser Weltoffenheit harte Grenzen setzte, kümmerte ihn wenig. Ab 1957 blieb ihm die Rückkehr nach Plauen versagt und so suchte er sich andere Ziele, ohne dabei seine Heimatstadt je zu vergessen. Im Gegenteil: er nahm sie immer mit und berichtete der Welt.

Als sich am 10.10.1967 der 100. Todestag von Julius Mosen jährte, fuhr Walter G. Tümpner – seit 10 Jahren Neu-Düsseldorfer – kurz entschlossen nach Oldenburg, um als einziger Vogtländer dort einen Kranz niederzulegen. Anlässlich einer Reise nach Südtirol machte er in St. Leonhard am Jaufenpass Station, um dem Geburtshaus von Andreas Hofer einen Besuch abzustatten und dabei ein Bildnis von Julius Mosen zu übergeben.

Aber all das war ihm zu wenig. Er suchte das Größere, das mehr Beachtete. Die ganze Welt sollte Plauen im geteilten Deutschland nicht vergessen. 1972 war der Testfall: beim Rosenmontagsumzug in Düsseldorf platzierte er sich neben der Ehrentribüne und im Blickfeld aller deutschen und niederländischen Fernsehanstalten hielt er ein Schild hoch „Düsseldorf grüßt Plauen-Vogtland“. Millionen Zuschauer lasen das an ihren Bildschirmen.

Er begann zu schreiben und Vorträge zu halten. Natürlich über Plauen und das Vogtland. Der Festvortrag zur 850-Jahr-Feier der Vogtlandmetropole fand nicht in Plauen sondern im Großen Kurhaus zu Bad Homburg statt. Der Referent: Walter G. Tümpner – wer sonst. Und um alle auf das Jubiläum aufmerksam zu machen, errichtete er wenige Meter vor der inner-deutschen Grenze bei Gutenfürst an der Eisenbahn ein großes Schild „Grüßt mir das 850-jährige Plauen“ – gut lesbar von den Reisenden in Richtung DDR, weil der Zug dort im Grenzbereich immer extrem langsam fuhr.

In Plauen tauchten zu dieser Zeit schwarz-gelbe Autoaufkleber in Wappenform auf „PLAUEN – Vogtlandmetropole und Spitzenstadt“, „VOGTLAND – pro terra advokatorum“ usw. Man bekam sie aber nirgends zu kaufen. Kein Wunder. Walter G. Tümpner hatte sie entworfen und im Selbstverlag drucken und verbreiten lassen. In Deutschland-West.

Die Grenznähe in Feilitzsch faszinierte ihn. Da eines der ehemaligen Zollhäuser zum Verkauf stand, erwarb er es und gründete kurzerhand das „Haus Vogtland“ als Kommunikationszentrum für die Heimatfreunde. Und ganz ohne Internet verbreitete sich die Kunde von diesem Zentrum in die ganze Welt: Mexiko, Südafrika,…

Kaum war das Haus Vogtland in Funktion, entstand schon das nächste Projekt: Walter G. Tümpner gründete eine Bürgerinitiative mit dem Ziel, die Autobahn Plauen – Hof wieder zu eröffnen, obwohl es diese genau genommen wegen der unvollendeten Autobahnbrücke Pirk bis dahin nie gegeben hat. Die Resonanz war grandios, nicht zuletzt durch die Unterstützung der Frankenpost in Person von Heinrich Giegold. Wohlgemerkt: hier ist nicht die Rede von einer Zeit nach 1989 sondern von 1980: Franz Joseph Strauß wollte Bundeskanzler werden und Hansjürgen Wischnewski kämpfte um die Wiederwahl. Walter G. Tümpner ging kurz entschlossen zu den großen Wahlkampfveranstaltungen in Oberfranken und kein Bodyguard konnte ihn daran hindern, mit den beiden Politikern zu sprechen und ihre Unterstützung einzufordern – und sie auch zu erhalten. Strauß – ohne zu ahnen, wie das Rad der Geschichte weitergeht – kommentierte das Ziel der Initiative mit den Worten „Ja wenn wir die deutsch-deutsche Konföderation hätten, wären wir schon längst mit Bauen fertig.“

Walter G. Tümpner erzählt, dass er „den Dusel hatte, ständig auf Leute zu treffen, die Plauen kannten oder berühmte Plauener kannten.“ Vielleicht war ihm wie uns aber auch gar nicht immer bewusst, dass Plauen einmal über viele Jahrzehnte eine Weltstadt war: mit einem amerikanischen Konsulat, mit der Plauener Spitze als weltweit einziges industrielles Designprodukt, mit 40 Millionären und, und, und… Vielleicht sind wir oft auch zu kleingläubig, unaufmerksam oder einfach nur zu wenig stolz. Er war immer stolz auf seine Heimatstadt Plauen.

1995 kehrte er nach Plauen zurück, um sich sofort als Hobby-Historiker voll in die Diskussion zur Kreisreform einzuschalten und massiv für das einheitliche Vogtland mit Kreissitz in Plauen zu werben. Als 1997 im Tag der Sachsen das 875-jährige Plauen totgeschwiegen wurde, hielt er kurzerhand im Festsaal der IHK-Regionalkammer Plauen einen bewegenden Festvortrag zum ausgefallenen Stadtjubiläum.

Sich einmischen war sein Credo. Unermüdlich warb er für die Bebauung des Stadtzentrums, sammelte bei Freunden, Verwandten und Bekannten – und das sind nicht wenige – Unterschriften für den Erhalt der Kreisfreiheit Plauens, schlug eine Gestaltungslösung für den Platzbereich um den Nonnenturm vor, auf die nicht einmal die Architekten gekommen waren, erreichte durch gnadenlose Beharrlichkeit, dass auf den Autobahnschildern auch Plauen als Fernziel ausgewiesen wurde und, und, und…

Vielleicht auch als Hommage an seinen Vater würdigte er 2005 in einem mehr als zweistündigen Vortrag im großen Ratssaal die Erfindung der Tüllspitze vor genau 125 Jahren. Wer jetzt ahnt, dass diese Aufzählung alles andere als vollständig ist, und wem klar wird, dass es zu jeder Aktivität mindestens eine Geschichte gibt, der kann sich vorstellen, wie unser Gespräch im Vorfeld der heutigen Ehrung war. Walter G. Tümpner raste von einer Anekdote zur nächsten, fragte mich aber zwischendrin immer wieder, ob ich denn noch etwas von ihm wissen möchte, um sich sofort in die nächste Geschichte zu stürzen. Aber ich konnte ihn auch überraschen. Das mit dem Artikel in der „EL PAIS“ war in seiner Erinnerung schon verblasst und dass seine Chronik der Stadt Plauen im Verzeichnis B unter der Registriernummer 999 372 262 in der Deutschen Nationalbibliothek für alle Zeit archiviert ist, war ihm auch neu.

Apropos Stadtchronik: Der Hobbyhistoriker Tümpner wusste, dass die letzte Chronik der Stadt Plauen im Jahr 1906 im Neubert-Verlag erschienen war, und es nach 100 Jahren einfach an der Zeit ist, eine neue Chronik zu schreiben. Gesagt, getan: 2007 kam sie heraus – natürlich wieder einmal im Selbstverlag. Die erste und zweite Auflage sind bereits vergriffen, aber – wen wundert es jetzt noch nach allen Auflistungen – die dritte ist in Arbeit und kommt demnächst auf den Markt.

Man stelle sich vor, Walter G. Tümpner hätte in seinem bisherigen Leben die heutigen Möglichkeiten gehabt: Computer, grenzenloses Reisen, Handy, Internet… Unvorstellbar welche Fülle an Aktivitäten für Plauen da entstanden wären. Wenn wir heute Walter G. Tümpner mit der Stadtplakette der Stadt Plauen ehren, dann verbeugen wir uns auch vor seiner gelebten tätigen Liebe zu seiner Heimatstadt, seinem nimmermüden Engagement und Optimismus, der uns beschämt, wenn wir jammern statt zu handeln, wenn wir uns nicht trauen, stolz zu sein auf unsere so schöne Stadt. Er hat dafür gesorgt, dass der eiserne Vorhang im Vogtland immer etwas porös war. Vielleicht auch deshalb begann 1989 alles in Plauen. Und ein Stück der Stadtplakette gehört sicher seiner Frau, denn das muss man schon können, mit so einem – im positiven Sinne besessenen Plauener das Leben zu teilen und es auszuhalten, wenn wieder mal eine Menge Geld für ein neues Projekt draufging ohne die Sicherheit, dass es je wieder hereinkommt.

Die Stadtplakette der Stadt Plauen wird verliehen an Walter G. Tümpner. Herzlichen Glückwunsch.

Laudatio für Manfred Feiler

Laudator: Prof. Dr. Lutz Kowalzick; Stadtrat, Stellv. Vorsitzender CDU-Fraktion

Sehr geehrter, lieber Herr Feiler,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

es erfüllt mich mit Freude und Stolz heute für Sie, Herr Feiler, die Laudatio als neuem Ehrenbürger Ihrer Heimatstadt Plauen halten zu dürfen.

Sie wurden 1925 hier geboren und besuchten die hiesige Staatliche Kunstschule – ja so etwas gab es seinerzeit noch. Prägende Lehrer und Förderer waren dort Kurt Geipel und Walther Löbering. Der Krieg mit Einberufung unterbrach dieses Studium. Eindrucksvolle Skizzen aus dem Felde entstanden in dieser Zeit. Manfred Feiler wurde 1944 durch einen Granatsplitter schwer verwundet und war Jahre an den Rollstuhl gefesselt. Während der Genesungszeit im Krankenhaus in der Melanchthonstraße begegnete er wieder seiner Mitschülerin auf der Kunstschule, Erika Andres, der Liebe seines Lebens. 1947 wurde geheiratet, jetzt fast 65 Ehejahre folgen, in der Erika dem Künstler uneingeschränkt zu Seite steht.

1948 folgte die erste gemeinsame Ausstellung in der Galerie Fritz Geyer. Eine angedachter Wiedereröffnung der Plauener Kunstschule kam wegen anderer Prioritäten der DDR in der Region nicht zustande. Seit den späten 40er Jahren ist Manfred Feiler zunächst als Webegestalter für die staatliche Handels Organisation tätig und entwirft Muster für die Textilindustrie. 1952 macht er sich als freier Kunstmaler selbstständig, auch um inhaltlicher Gängelung durch die staatlichen Stellen zu entgehen.

Die Ereignisse der folgenden Jahre bis zum Ende der DDR, herbeigeführt nicht zuletzt von den Bürgern Ihrer Heimatstadt Plauen, bewertete der langjährige Stadtrat, Wolfgang Schmidt, vor 10 Jahren in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung der Stadtplakette an Manfred Feiler wie folgt:

„…Sie haben sich nicht erst seit der Wende Verdienste um Plauen und das Vogtland erworben, und es hätte früher schon Grund genug gegeben, Sie für Ihr Schaffen zu würdigen. Wir wissen aber alle, dass die Verhältnisse andere waren und ´Kunst als Waffe im Klassenkampf´ zu dienen hatte. …Diese Prämisse der Herrschenden war es dann wohl auch, die Sie mit Ihrer Kunst nicht erfüllen wollten. So haben Sie selbst oft leidvoll erfahren müssen, wie demjenigen geschah, der nicht in das triste monotone Einheitsbild des sozialistischen Realismus passte. Der wurde kurzerhand als ´prowestlicher Schmierfink´ herabgewürdigt und totgeschwiegen. …So ist es für einen Künstler die wohl härteste Strafe, ihm die Öffentlichkeit zu verwehren. Durch Ihren beispielhaft festen Willen haben Sie diese Zeit überstanden…

Es ist daher nur zu verständlich, dass die deutsche Einheit ´das größte Glückserlebnis´ in Ihrem Leben ist, wie Sie selbst es gesagt haben. Gab sie Ihnen doch die lange erhoffte Luft der Freiheit, die wir alle und Künstler in besonderem Masse brauchen, um zu leben. … Die heutige Ehrung erhalten Sie für das, was die Stadt Plauen und das Vogtland Ihnen zu verdanken haben. In zahlreichen Veröffentlichungen werden Sie als Botschafter des Vogtlandes bezeichnet. In der Tat, sie haben von hier mit Ihrer Kunst eine Botschaft in die Welt hinaus getragen. Die Botschaft, dass man auch unter Verhältnissen einer Diktatur sich selbst und seiner Heimat treu bleiben kann. Mit Ihren Arbeiten ist es Ihnen gelungen, Plauen und das Vogtland bis weit über seine Grenzen hinaus bekannt zu machen. Dafür gebührt Ihnen unser Dank und dafür wollen wir Sie heute ehren.“

In den letzten 10 Jahren folgten dann zahlreiche weitere Ausstellungen mit vielen neuen, auch abstrakten, Werken, zuletzt im vergangenen Jahr die große Retrospektive anlässlich des 85. Geburtstages im Schalander der Sternquellbrauerei. Bei dieser Gelegenheit wurden Sie von Landrat Dr. Tassilo Lenk mit dem Vogtländischen Ehrenpreis ausgezeichnet. Die Generalkonsulin der Vereinigten Staaten, Frau Katherine Bruckner ehrte Sie bei dieser Gelegenheit für Ihre Erfolge in deren Heimat. Zu wohltätigen Zwecken, auch zur Finanzierung des Plauener Wendedenkmals, spendeten Sie wiederholt Werke, die dann zugunsten dieser Zwecke versteigert wurden.

Auch in aktuelle kulturpolitische Diskussionen, wie die um die künstlerische Qualität des Wandmosaiks in der Grundschule Reusa, haben sie sich mit pointierter und fachkundiger Stimme eingebracht. Hier äußerten Sie sich deutlich, was andere sich – schon wieder – nur hinter vorgehaltener Hand trauten. Sie sind sich treu geblieben. Auch dafür unseren Dank und unsere Anerkennung.

Wir wünschen Ihnen, verehrter Herr Feiler, noch viele schaffensreiche und freudvolle Jahre mit der hierfür erforderlichen Gesundheit. Wir beglückwünschen Sie zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Stadt Plauen.

2011-11-07, Quelle: Stadt Plauen

Anzeige

vorherigen Artikel lesen

Ekel-Lebkuchenherzen vom Plauener Weihnachtsmarkt

nächsten Artikel lesen

Neuer Wohnraum im Stadtzentrum heiß begehrt